Wird Schlecker dicht gemacht?
Berlin - Nur noch wenige Tage hat der Schlecker-Insolvenzverwalter Zeit, einen akzeptablen Geldgeber zu präsentieren. Für die Gläubiger könnte eine Zerschlagung attraktiver sein.
Es bleibt nur noch wenig Zeit, einen für die Gläubiger akzeptablen Geldgeber für die insolvente Drogeriekette Schlecker zu finden. Vor allem die mehr als 14.300 Beschäftigten hoffen auf einen Retter, der genug Geld gibt, damit Schlecker nicht dicht gemacht wird.
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz verhandelt unter Hochdruck weiter mit zwei Investoren. Die Gläubiger haben ihm eine letzte Galgenfrist bis Freitagvormittag (1. Juni) eingeräumt. Der “Financial Times Deutschland“ (Dienstag) zufolge besteht die Möglichkeit, dass die drei größten Gläubiger dann wegen zu hoher Risiken für die Abwicklung von Schlecker stimmen.
Letzter Tag in Tausenden Schlecker-Filialen: Räumungsverkauf sorgt für leere Regale
“Das wäre ein Drama für die Beschäftigen und ihre Familien“, sagte Verdi-Sprecherin Christiane Scheller der Nachrichtenagentur dpa. Die Gewerkschaft forderte die Investoren erneut auf, “ernsthafte Angebote“ vorzulegen. “Die Beschäftigten brauchen Klarheit, die Hängepartie geht schon so lang“, sagte Scheller. Sie appellierte an die Lieferanten von Schlecker, die Warenlieferung nicht einzuschränken. “Die Regale müssen voll sein, das ist elementar wichtig.“
Weder Gewerkschaft noch die Arbeitnehmerschaft wollen derzeit daran denken, dass die Gläubiger am Freitag bei ihrer Ausschusssitzung für eine Zerschlagung stimmen könnten. Doch diese Option scheint nicht unrealistisch. Der größte Gläubiger und Versicherer Euler Hermes habe Warenlieferungen an Schlecker von rund 300 Millionen Euro abgesichert, berichtete die “Financial Times Deutschland“. Die Entscheidung über die Zukunft Schleckers hänge vor allem von ihm ab.
Viele Risiken für Gläubiger
Für den Gläubiger bestehe etwa das Risiko, dass bestehende Waren deutlich unter dem Marktwert an einen Investor verkauft werden könnten, hieß es in dem “FTD“-Bericht unter Berufung auf Branchenkreise. Ein weiteres Risiko sei, dass als Sicherheit ausgegebene Grundstücke nicht oder zu einem für die Gläubiger unattraktiven Preis verkauft werden könnten. In diesen Fällen sei der Schaden für den Versicherer höher als bei einer Zerschlagung.
Am vergangenen Freitag hatten die drei größten Schlecker-Gläubiger Geiwitz eine letzte Galgenfrist von einer Woche gegeben, um einen Investor mit belastbarem Angebot zu präsentieren. Gelingt ihm dies bis Freitag nicht, wird der Betrieb bei Schlecker eingestellt. Bisher konnten sowohl die angebotenen Kaufpreise als auch die Fortführungskonzepte der Investoren die Gläubiger nicht überzeugen.
Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen hatte Gespräche mit Geiwitz bestätigt. Medienberichten zufolge hat Berggruens Holding bisher einen Kaufpreis für Schlecker zwischen 100 und 150 Millionen Euro geboten. Mehrere Zeitungen berichteten, auch der US-Investor Cerberus sei an der Drogeriekette interessiert.
dpa