Hohes Gehalt, kaum Bewerber - Jobs mit guten Aussichten

In vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel, obwohl teils hohe Gehälter winken. Ein Überblick.
Frankfurt – Der demografische Wandel und die Corona-Krise hinterlassen tiefe Spuren auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Der Fachkräftemangel erreichte in Deutschland dieses Jahr ein Rekordhoch von mehr als 885.000 gemeldeten unbesetzten Arbeitsplätzen (Stand: August 2022). Den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zufolge schreitet dieses Wachstum seit mehr als zwei Jahren regelmäßig voran.
Das Resultat sind unzählige offene Stellenausschreibungen. Für ambitionierte Jobsuchende hat das Handelsblatt in Zusammenarbeit mit der Jobbörse Indeed untersucht, in welchen beruflichen Bereichen das Bewerberfeld derzeit vergleichsweise gering ist – trotz hohem Gehalt. Mit dabei sind Berufe mit einem Jahreseinkommen von durchschnittlich fast 100.000 Euro.
Hohes Gehalt, wenig Konkurrenz: Jobs in IT-Branche besonders attraktiv
Im April und Mai 2022 wertete das Stellenportal Indeed sämtliche Klicks auf ihrer Homepage aus und untersuchte, welche Jobangebote im Vergleich zu einer durchschnittlichen Stellenausschreibung besonders selten aufgerufen wurden. Dies spiegelt sich in prozentualen Wert wider. In das entstandene Ranking wurden nur Jobs mit einem Jahresgehalt von aufgerundet 65.000 Euro aufgenommen. Das durchschnittliche Einkommen in Deutschland liegt bei jährlich 49.200 Euro brutto im Jahr.
Beruf | Durchschnittliches Bruttojahresgehalt | Bewerberinteresse |
---|---|---|
Solution Architect | 92.900 Euro | -91 Prozent |
Technischer SAP-Berater | 66.000 Euro | -90 Prozent |
Senior Softwareentwickler Java\t | 78.000 Euro | -90 Prozent |
.NET-Entwickler | 75.700 Euro | -84 Prozent |
Baufinanzierungsberater | 77.000 Euro | -84 Prozent |
Oberbauleiter | 98.600 Euro | -83 Prozent |
Projektleiter Elektrotechnik | 77.100 Euro | -82 Prozent |
Steuerberater | 71.000 Euro | -81 Prozent |
Bauleiter | 64.900 Euro | -73 Prozent |
Technischer Berater | 69.900 Euro | -72 Prozent |
Senior HR Manager\t | 70.300 Euro | -64 Prozent |
Rechtsanwalt | 90.700 Euro | -61 Prozent |
Projektleiter | 69.600 Euro | -59 Prozent |
Senior Controller\t | 84.400 Euro | -52 Prozent |
Software Engineer\t | 76.400 Euro | -52 Prozent |
Leiter Projektmanagement\t | 99.400 Euro | -41 Prozent |
Head of Sales\t | 71.200 Euro | -35 Prozent |
Key Account Manager\t | 69.200 Euro | -32 Prozent |
Quelle: Indeed/Handelsblatt |
Die Liste zeigt, das bereits Bekannte: Auf dem IT-Arbeitsmarkt herrscht, trotz guter Bezahlung, ein enormer Fachkräftemangel. Die ersten vier Platzierungen des Rankings werden von der IT-Branche belegt. Laut dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche bitkom, fehlte es in Deutschland im vergangenen Jahr an 96.000 IT-Expertinnen und -Experten.
Ganz vorne mit dabei ist der Solution Architect, eine Fachperson, welche im Unternehmen als Schnittstelle zwischen Geschäftsstrategie und IT fungiert. Er ist für die Optimierung der unternehmensinternen Systemlandschaft zuständig. Die wenigen Bewerbenden auf eine Stelle als Solution Architect erwartet mit fast 93.000 Euro ein sattes Bruttojahresgehalt. Auf den drei nachfolgenden Plätzen befinden sich die Stellen als technischer SAP-Berater, Senior Softwareentwickler Java und .NET-Entwickler.
Kaum Konkurrenz in der Chefetage: Viele Jobs in Führungsposition frei
Neben der Informationstechnologie sind auch viele Jobs auf Leitungsebene mit wenig Konkurrenz bestückt. Besonders auffällig sei das bei der „Bau-, Projekt- oder Abteilungsleitung“, sagte Annina Hering, Arbeitsmarktökonomin bei Indeed, gegenüber dem Handelsblatt. „Offenbar werden Führungskräfte für die neue Arbeitswelt weiter stark gesucht und auch gut entlohnt, wenn sie sich für einen Wechsel entscheiden“, beurteilte die Expertin das Ranking.
Ein Jobwechsel gehört für viele Arbeitsuchenden zum Verlassen der Komfortzone, wird von Arbeitsmarktexperten und -expertinnen allerdings sogar empfohlen. Wer sich einen Gehaltssprung wünsche, der müsse auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein, so Hering. Dabei seien die Erfolgschancen beim Berufswechsel aktuell sehr hoch. Dies liege unter anderem am starken Anstieg von Jobangeboten, erklärt Hering: „Auf Indeed haben wir etwa weiterhin mehr als 50 Prozent mehr Stellen als vor der Pandemie. Monatlich kommt noch eine Million neuer Stellen hinzu.“ (aa)