Weltweite Trauer um den verstorbenen Schimon Peres (93†)

Tel Aviv - Schimon Peres starb am Mittwochmorgen im Alter von 93 Jahren. Sein löste Tod löste international Trauer und Bestürzung aus. Führende Politiker würdigten Peres als großen Staatsmann.
Peres hatte vor zwei Wochen einen schweren Schlaganfall mit Hirnblutung erlitten. Seit dem 13. September lag er in einem Krankenhaus in Ramat Gan bei Tel Aviv auf der Intensivstation. Nach Angaben seiner Ärzte wurde er in ein künstliches Koma versetzt. Am Mittwochmorgen gegen 03.00 Uhr (Ortszeit, 02.00 Uhr MESZ) sei Peres dann im Schlaf gestorben, sagte sein Arzt.
Die Nachricht von Peres' Tod löste weltweit Bestürzung aus. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte Peres als "Visionär" und "Vorkämpfer" für die Verteidigung Israels, die er in vielerlei Hinsicht gestärkt habe. Oppositionsführer Jizchak Herzog erklärte, sein langjähriger Parteifreund werde "für immer als Ikone der israelischen Geschichte in Erinnerung bleiben".
Israels Präsident Reuven Rivlin hat seinen verstorbenen Amtsvorgänger Schimon Peres als prägenden Visionär für den Staat Israel bezeichnet. „Es gibt kein Kapitel in der Geschichte des Staates Israel, in dem Schimon keine Rolle gespielt oder kein Stück geschrieben hat“, sagte Rivlin während eines Staatsbesuches in der Ukraine am Mittwoch. „Als Einzelner hat er eine ganze Nation auf den Flügeln der Vorstellungskraft und seiner Vision getragen.“
„Schimon hat uns dazu gebracht, weit in die Zukunft zu schauen, und wir haben ihn geliebt“, sagte Rivlin. Er habe den Menschen Hoffnung verliehen. „Der Geist der Hoffnung und des Friedens war sein Weg und Wunsch.“
Jüdischer Weltkongress würdigt Peres als „Stolz aller Juden“
Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses hat den verstorbenen israelischen Präsidenten Schimon Peres als „klugen Staatsmann, großen Intellektuellen und Strategen, erfahrenen Diplomaten und Friedensstifter“ gewürdigt. „Er war der Stolz Israels und der Stolz der Juden in allen Teilen der Erde“, sagte Ronald S. Lauder in einer Stellungnahme am Mittwoch.
Peres habe geholfen, einen „freien, sicheren und blühenden Staat im alten Heimatland des jüdischen Volkes“ zu bauen. Das Überleben Israels sei nicht zuletzt Peres' „enormen Anstrengungen“ zu verdanken. „Er redete nicht nur über den Frieden, er arbeitete für ihn“, sagte der Vorsitzende des WJC (World Jewish Congress).
Ungewöhnliche Mitteilung des israelischen Geheimdienstes
Israels Auslandsgeheimdienst Mossad hat in einer ungewöhnlichen Mitteilung Trauer über den Tod des Ex-Präsidenten Schimon Peres ausgedrückt. „Peres hat lange Jahre mit dem Mossad in vielen Operationen und Einsätzen für die Sicherheit des Staates Israel zusammengearbeitet“, hieß es am Mittwoch nach Medienberichten in der Mitteilung, unter Berufung auf den Mossad-Chef Jossi Cohen. Der im Alter von 93 Jahren gestorbene Friedensnobelpreisträger sei „eine der wichtigsten Führungspersönlichkeiten“ Israels gewesen. Die Organisation würdige ihn als „Symbol des Friedens und der Brüderlichkeit“. Peres habe der Sicherheit Israels einen „riesigen Dienst“ erwiesen.
Charlotte Knobloch würdigt Peres
Die WJC-Beauftragte für Holocaust-Gedenken und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, würdigte Peres als „unbeirrbaren Versöhner“, der sich „bereits zu Lebzeiten ein Denkmal gebaut“ habe - „in den Köpfen und Herzen der Menschen in Israel und weltweit.“ Bis zuletzt habe er sich dem Dialog verschrieben, „auch mit Deutschland“. So habe er bei seiner Rede vor dem Bundestag 2010 als „weltweit geachteter und beliebter Staatsmann und als Mensch“ über die Geschichte seiner Familie, über die Shoah und die Verantwortung Deutschlands, das Gedenken und das gemeinsame Gestalten der Zukunft“ gesprochen.
Der Jüdische Weltkongress repräsentiert jüdische Gemeinden in 100 Ländern weltweit. 2012 erhielt Peres den Theodor-Herzl-Preis des WJC für seine Dienste an Israel und am jüdischen Volk.
Katholische Kirche kondoliert
Papst Franziskus hat den gestorbenen israelischen Ex-Präsidenten Schimon Peres für dessen „unermüdliche Anstrengungen für den Frieden“ gewürdigt. „Ich hoffe, dass sein Andenken (...) uns alle dazu inspiriert, mit noch größerer Dringlichkeit für Frieden und Versöhnung zwischen den Menschen zu arbeiten“, heißt es in einem Beileidstelegramm des katholischen Kirchenoberhauptes an Israels Präsident Reuven Rivlin vom Mittwoch. „Auf diese Art und Weise wird sein Erbe wirklich geehrt.“ Er sei „tief betrübt“ gewesen, als er vom Tod Peres' gehört habe und wolle allen Menschen in Israel sein „tief empfundenes Mitgefühl“ aussprechen, erklärte Franziskus. Er bete für alle, die um Peres trauerten, insbesondere für dessen Familie.
„Mit dem Tod von Shimon Peres trauern wir um einen Brückenbauer für den Frieden im Nahen Osten. Der Verstorbene stand für den Dialog zwischen Nationen und Konfliktparteien. Zurecht erhielt er den Friedensnobelpreis, auch wenn er sein Werk für den Frieden immer wieder mit neuer Gewalt konfrontiert sah.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx
Würdigungen deutscher Politiker
Die Bundesregierung hat den verstorbenen Schimon Peres als einen „großen Mann“ und einen „Mann des Ausgleichs“ gewürdigt. Die Bundeskanzlerin blicke mit großer Dankbarkeit auf viele Jahre der Gespräche mit dem ehemaligen israelischen Präsidenten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.
„In all seinen Ämtern setzte sich Shimon Peres mit seiner ganzen Kraft für die Sicherheit, Freiheit und Entwicklung des Staates Israel ein“, zitierte Seibert aus einem Kondolenzschreiben an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Peres habe sich stets für einen Ausgleich mit der arabischen Welt eingesetzt.
Vizekanzler Sigmar Gabriel hat den verstorbenen Schimon Peres als „Richtungsgeber für Versöhnung“ gewürdigt. Mit ihm verlasse „ein großer Staatsmann die Weltbühne“, erklärte der SPD-Vorsitzende und Bundeswirtschaftsminister am Mittwoch. „Wie nur wenige stand er für die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland. Ein unabhängiger Geist, eine Orientierung in unserer wechselvollen Geschichte, eine feste Größe in den Ambivalenzen von Politik, ein Richtungsgeber für Versöhnung. Er wird fehlen.“
Bundespräsident Joachim Gauck hat die besondere Bereitschaft des ehemaligen israelischen Präsidenten zur Versöhnung gelobt. „Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Shimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar“, sagte Gauck in einem Kondolenzschreiben an seinen israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin am Mittwoch. Auch Peres' Rede vor dem Bundestag am 27. Januar 2010, in der er „die Einzigartigkeit der Freundschaft zwischen Deutschland und Israel betonte“, würden die Deutschen nicht vergessen.
Gauck erinnerte auch an den „herzlichen Empfang“, den ihm Peres bei seinem Staatsbesuch in Israel 2012 bereitet habe. „Mit Shimon Peres hat Israel einen großen Staatsmann und Deutschland einen treuen Freund verloren“, so der Bundespräsident.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat den verstorbenen israelischen Ex-Präsidenten Schimon Peres als herausragende Persönlichkeit gewürdigt. „Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren“, teilte Steinmeier am Mittwoch auf der Seite des Auswärtigen Amtes mit. „Seine Verdienste um Israel, das Land der Überlebenden, das er mit aufgebaut und über lange Jahrzehnte mit Wort und Tat geprägt hat, lassen sich kaum ermessen.“
Steinmeier betonte, Peres habe sich für „die einzigartige Freundschaft zwischen Israel und Deutschland eingesetzt“. Peres habe 1986 als erster israelischer Regierungschef das damals geteilte Berlin besucht. 2010 habe er im Bundestag gesprochen.
„Wir trauern um eine mutige und weise Stimme, die steter Ansporn war“, hieß es in der Mitteilung. „Er wird uns fehlen.“
Tiefe Trauer auch in Frankreich
Frankreichs Präsident François Hollande hat den früheren israelischen Präsidenten Schimon Peres als „einen der glühendsten Verteidiger“ des Friedens gewürdigt. Peres habe in der Schaffung eines Palästinenserstaats die einzige Garantie für eine sichere Zukunft Israels gesehen, hieß es in einer Mitteilung des Élyséepalastes.
„Er war ein Visionär, der seine Gesprächspartner mit seiner Fähigkeit beeindruckt, gewagte Initiativen und neue Ideen vorzuschlagen, um sich in Richtung dieses Ideals zu bewegen.“ Premierminister Manuel Valls nannte Peres auf Twitter „ein Gewissen der Menschheit“.
Reaktionen von Politikern in Europa auf Peres Tod
„Israel hat einen tapferen Führer und Europa einen lieben Freund verloren.“
EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter
„Präsident Schimon Peres hat nie die Hoffnung auf den Frieden aufgegeben und nie aufgehört dafür zu arbeiten, diese Hoffnung zur Realität zu machen. ... Wir können sein Andenken nur mit einem täglichen Einsatz für die Versöhnung ehren, indem wir seine Vision für eine Zweistaatenlösung erhalten und voranbringen.“
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini
„Mein Beileid an das israelische Volk zum Tod von Schimon Peres, ein wahrer israelischer Staatsmann. Ruhe in Frieden.“
Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders auf Twitter
„Er war Israels bester Botschafter, ein Mann, der wusste, dass Frieden dem jüdischen Volk am besten hilft.“
Der Generalsekretär des Europarats Thorbjorn Jagland
„Schimon Peres ist ein Großer unserer Zeit, ein Mann des Friedens.“ Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi auf Twitter
„Ein Pionier für den Frieden.“
Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen auf Twitter
„Schimon Peres war ein politischer Riese, ein Staatsmann, der als einer der führenden (Staatsmänner) dieser Epoche oder jeder Epoche dastehen wird, und jemand, den ich zutiefst geliebt habe.“
Der ehemalige britische Premier und ehemalige Sondergesandte des Nahost-Quartetts Tony Blair
„Schimon Peres stirbt im Alter von 93. Ein großer Mann. Aber auch zutiefst menschlich.“
Der britische Historiker Niall Ferguson auf Twitter
„Der Oslo-Prozess, an dem Peres beteiligt war, weist auch heute noch einen möglichen Weg zum Frieden im Nahen Osten. Die Region des Nahen Ostens braucht Politiker vom Format eines Schimon Peres, um aus dem Teufelskreis aus Vorurteilen, religiösem Fundamentalismus und Gewalt auszubrechen.“
Tschechiens Ministerpräsident Bohuslav Sobotka
„Mit ihm haben wir einen großen Staatsmann und einen mutigen Politiker verloren, der die Vision von Frieden im Mittleren Osten nie aufgegeben hat. Peres hat sein Engagement und seine Entschlossenheit bis zuletzt behalten.“
Norwegens Regierungschefin Erna Solberg
So reagieren internationale Politiker auf den Tod von Schimon Peres
„Ein Licht ist ausgegangen, aber die Hoffnung, die er uns gegeben hat, wird für immer brennen.“
US-Präsident Barack Obama
„Schimon Peres war vor allem ein Mann des Friedens. Mein tiefstes Beileid zu seinem Tod an seine Angehörigen und an das israelische Volk.“
Der kanadische Premier Justin Trudeau auf Twitter
„Ich werde meinen brillanten und wortgewaltigen Freund Schimon Peres vermissen. Sein Leben war ein Segen für alle, die sich um den Frieden bemühen.“
Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton auf Twitter
„Er war ein großer Patriot und wird sowohl in IsraeFRenzil als auch in Amerika vermisst werden.“
Der republikanische US-Senator Ted Cruz auf seiner Internetseite
„Jedes Mal begeisterte mich sein Mut und Patriotismus, seine Weisheit und Voraussicht - und die Fähigkeit, in das Wesen der kompliziertesten Fragen einzudringen.“
Russlands Präsident Wladimir Putin in einem Telegramm
„Ich bedauere den Tod des ehemaligen israelischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Schimon Peres. Unser Beileid an seine Familie und seine Landsleute.“
Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto auf Twitter
„Australien betrauert den Tod von Schimon Peres. Seine Leidenschaft für den Staat Israel (war) so stark wie sein Engagement für den Frieden.“
Der australische Premier Malcolm Turnbull auf Twitter
„Mit dem ehemaligen Präsidenten Schimon Peres haben wir einen wichtigen Weltpolitiker und Freund Indiens verloren. Sein Tod schmerzt. Unser Beileid an das israelische Volk.“
Der indische Premier Narendra Modi auf Twitter
„Heute Abend trauern die New Yorker um Schimon Peres, einen unermüdlichen Fürsprecher für Israel und einen visionären Kreuzritter für den Frieden.“
Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio auf Twitter
„Ich spreche den Israelis meine Anteilnahme zum Tod eines ihrer Gründerväter aus. Präsident Schimon Peres war ein großer Fürsprecher für Frieden und Gerechtigkeit.“
Nigerias Ex-Präsident Goodluck Jonathan
Trauer in der Pop-Welt
„Präsident Schimon Peres war eine Stimme der Vernunft mit der Empfindsamkeit eines Poeten ... nachdenklich und leise, aber seine Worte hallten laut um die Welt.“
Die US-Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand auf Instagram
„Die Wärme und Güte von Schimon Peres bewegt mein Herz bis zum heutigen Tag. Seiner Familie sende ich mein innigstes Beileid. Mein Herz fühlt mit euch.“
US-Popsängerin Paula Abdul auf Twitter
dpa/AFP