+++ 10.20 Uhr: Stefano Sannino, Generalsekretär des Europäischen Auswärtigen Dienstes der Europäischen Union, hat die Lieferung von Militärgütern durch Deutschland und die USA an die Ukraine verteidigt und Russlands Präsident Wladimir Putin vorgeworfen, einen Krieg gegen die Nato und den Westen zu führen. Wie Associated Press berichtet, sagte Sannino auf einer Pressekonferenz in Tokio im Rahmen einer Asien-Pazifik-Reise, Putin sei „von einem Konzept für Sondereinsätze zu einem Konzept für einen Krieg gegen die Nato und den Westen übergegangen“. Er sagte, die deutschen und amerikanischen Panzerlieferungen sollten den Ukrainern helfen, sich im Krieg zu verteidigen, und sie nicht zu Angreifern machen.
+++ 7.25 Uhr: In Deutschland sind die ersten ukrainischen Soldaten für eine Ausbildung am Schützenpanzer Marder eingetroffen. Die Gruppe landete bereits am Donnerstag (26. Januar) in Köln und sollte zeitnah mit dem Training an dem Waffensystem beginnen, wurde der Deutschen Presse-Agentur in Berlin aus Sicherheitskreisen erklärt. Die Ausbildung ist Teil der Militärhilfe für die Ukraine, der auch 40 Marder überlassen werden sollen. Die USA schicken der Ukraine Schützenpanzer vom Typ Bradley.
Update vom Donnerstag, 26. Januar, 10.57 Uhr: Die Entscheidung westlicher Länder, der Ukraine schwere Kampfpanzer zu liefern, wird von der russischen Regierung als „direkte Beteiligung“ am Krieg gewertet. „In Moskau betrachten wir dies als eine direkte Beteiligung am Konflikt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow einen Tag nachdem Berlin und Washington die Panzerlieferungen bekannt gegeben haben.
„Die Hauptstädte in Europa und Washington geben ständig Erklärungen ab, dass die Lieferung verschiedener Waffengattungen, einschließlich Panzern, in keiner Weise eine Beteiligung an den Kampfhandlungen bedeutet. Wir sehen das völlig anders“, so Peskow.
Erstmeldung vom Freitag, 26. Januar: Berlin/Kiew – Nach der Entscheidung für die Panzerlieferung dringt die Ukraine auf weitere Waffen aus dem Westen. So dankte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache sowohl Kanzler Olaf Scholz als auch US-Präsident Joe Biden, fügte aber gleich hinzu, dass sein Land nun auch Langstreckenraketen, Kampfflugzeuge und mehr Artillerie benötige.
Der frühere ukrainische Botschafter Andrij Melnyk meldete sich schon zu Wort, als die Lieferung von 14 Leopard-2-Panzern noch gar nicht offiziell bestätigt war. In einem Interview mit dem TV-Sender n-tv sagte der jetzige Vize-Außenminister, dass dies nur „der erste Schritt“ sein könne und stellte einen Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg an: „Damals haben die Amerikaner der Sowjetunion über 8000 Panzer geschickt und 14.000 Kampfjets, damit die Entente den Krieg gegen Nazi-Deutschland gewinnen konnte.“
Die Ukraine benötige jetzt gleichfalls eine Verstärkung ihrer Luftwaffe, sie benötige moderne Kampfjets, Tornados. „Wir bräuchten Kriegsschiffe, damit die Küste geschützt werden kann. Wir bräuchten auch U-Boote.“ Und das alles müsse viel schneller und zügiger gehen als bisher.
Wie geht es nun weiter? „Die Ehrlichkeit gebietet es zu sagen, dass deutsche und ukrainische Interessen nicht immer deckungsgleich sind“, sagte der Verteidigungsexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik der Deutschen Presse-Agentur. „Es mag im Interesse der Ukraine sein, auch noch die Krim zu befreien - aber vielleicht nicht im deutschen, weil wir auch in Zukunft noch mit Russland zusammenleben müssen.“
Militärhistoriker Sönke Neitzel glaubt, dass die Stärke der Ukraine im Krieg gegen Russland überschätzt wird. „Die Vorstellung, dass die Ukraine jetzt mit 40, 50 Kampfpanzern eine Großoffensive startet und alle verlorenen Territorien zurückerobert, ist Unsinn“, sagte er der dpa. „Durch die russische Mobilmachung haben sich die Kräfteverhältnisse erheblich verändert.“
Die reale Gefahr ist in seinen Augen denn auch nicht der Ausbruch des Dritten Weltkriegs, sondern eine Niederlage der Ukraine. „Keiner von uns weiß, wie der Krieg in den nächsten Monaten weitergeht, aber es ist gut möglich, dass wir im Rückblick feststellen werden: Too little, too late.“ (cs/dpa)