zitierten.
Ein „gedankenloses Verhalten“ habe zum Tod von 14 Menschen und zu schwersten Verletzungen eines Fünfjährigen geführt, hieß es
weiter. Der Chef der Seilbahngesellschaft und zwei weitere leitende Mitarbeiter waren in der Nacht zum Mittwoch festgenommen worden. Der Carabinieri-Kommandant Luca Geminale sagte am Donnerstag laut Nachrichtenagentur Ansa, dass der Datenschreiber der Seilbahn, die sogenannte „Schwarze Kiste“, sichergestellt worden sei. Es handele sich um eine Vorrichtung, die alle technischen Aspekte wie Geschwindigkeit, Lauf und Schwanken der Gondel aufzeichne.
Während der kleine Eitan in einer Klinik in Italien weiter um sein Leben kämpft, wurde seine Familie im Heimatland Israel beigesetzt.
Das Ehepaar Amit (30) und Tal (26) sowie ihr zweijähriger Sohn Tom seien auf einem Friedhof nahe Sichron Jaakov im Norden des Landes begraben worden, berichtete die israelische Nachrichtenseite Walla am Donnerstag. Auf den Gräbern lagen zahlreiche Trauerkränze.
Die Särge der fünf Opfer waren am Mittwoch nach Israel gebracht worden. Der fünfjährige Junge Eitan, der Eltern und Bruder verloren hat, war der einzige Überlebende des Unglücks mit insgesamt 14 Todesopfern. Der Familienvater hatte laut Medienberichten seit mehreren Jahren in Pavia südlich von Mailand Medizin studiert. Die Beisetzung der Großeltern von Tal ist am Freitag geplant.
Update vom 27. Mai, 11:25 Uhr: 14 Menschen wurden bei dem Absturz einer Seilbahn in Italien tödlich verwundet, am Mittwoch hatte sich eine tragische Wende in dem Unglücksfall angedeutet. Das tödliche Seilbahnunglück am Lago Maggiore ist offenbar durch die absichtliche Abschaltung eines Sicherheitssystems verursacht worden. Wie die italienische Polizei am Mittwoch mitteilte, wurden drei hochrangige Vertreter der Seilbahn-Betreiberfirma festgenommen, die für die absichtliche Abschaltung des Notbremssystems verantwortlich sein sollen. Die Bremsvorrichtung war Medienberichten zufolge bereits seit dem 26. April, dem Tag der Wiederaufnahme des Seilbahnbetriebs, wegen eines technischen Problems außer Betrieb.
Wie italienische Medien berichten, sollen die drei Verdächtigen bereits Geständnisse abgelegt haben. Die Abschaltung sei in der Überzeugung vorgenommen worden, „dass das Kabel niemals reißen würde“. Wie der italienische Sender RAI 3 im Gespräch mit einem Ermittler erfahren haben will, soll der Inhaber das Risiko in Kauf genommen haben. „Der Inhaber sagte: okay, es ist ein Problem. Aber nicht so gravierend“, wie Focus unter Berufung auf den Sender berichtet. „Das Wetter ist schön, die Saison beginnt, wir machen dennoch auf. Es wird nicht so schlimm sein. Wenn die Klammer drin ist, haben wir das Problem ja nicht. Der Besitzer sagte in der Vernehmung, er wusste von diesem Problem. Er hat das Problem wohl unterschätzt.“
Update vom 26. Mai, 20.30 Uhr: Noch immer gibt es viele ungelöste Fragen um die Seilbahn-Tragödie in Italien. Gesichert ist mittlerweile, dass das Notbremsen-System durch eine Gabel außer Kraft gesetzt wurde (siehe Update von 15.45 Uhr). Offen ist aber etwa weiterhin die Frage, wie das Zugseil der Kabinen reißen konnte. Auf dieses hatten sich die Betreiber der Seilbahnfirma offenbar verlassen, als sie das Notbremsen-System abschalteten. Nach Angaben der italienischen Tageszeitung La Stampa soll das Kabel seit 23 Jahren nicht mehr gewechselt worden sein. Die Ermittler befürchten demnach einerseits Vernachlässigung und andererseits Abnutzung durch Feuchtigkeit über Jahre. Die Staatsanwaltschaft Verbania versucht mit ihren Ermittlungen weiter Licht ins Dunkel zu bringen.
Update vom 26. Mai, 15.45 Uhr: Nach dem tragischen Unglück am Lago Maggiore, gab es am Mittwoch drei Festnahmen hochrangiger Vertreter der Seilbahn-Betreiberfirma. Sie sollen für die absichtliche Abschaltung des Notbremssystems verantwortlich sein. Die Verdächtigen haben ein Geständnis abgelegt (siehe Update vom 26. Mai, 1105 Uhr).
Nach Angaben italienischer Nachrichtenagenturen erläuterte Carabinieri-Vertreter Cicognani dem Sender Radiotre die Gründe für die folgenschwere Bremssystem-Abschaltung. „Es gab eine Störung an der Seilbahn, das Beförderungsteam hat das Problem nicht oder nur teilweise gelöst“, so Cicognani. „Um die Verbindung nicht zu unterbrechen, entschieden sie sich, die ‚Gabel‘, die verhindert, dass die Notbremse in Kraft tritt, an Ort und Stelle zu lassen.“
Firmenchef Luigi Nerini, Seilbahn-Direktor Gabriele Tadini und Seilbahn-Einsatzleiter Enrico Perocchio gaben nach Cicognanis Angaben zu, dass die Notbremse absichtlich ausgeschaltet worden war. Die zuständige Staatsanwältin Olimpia Bossi sagte bei einer Pressekonferenz, es habe sich um eine „absolut absichtliche“ Entscheidung gehandelt, um den Betrieb der Seilbahn aufrechtzuerhalten. Die Gabel zum Außerkraftsetzen der Notbremse sei am Sonntag sicherlich nicht zum ersten Mal eingesetzt worden.
Bossi sagte italienischen Medien zufolge, die Beschuldigten hätten gewusst, dass die Notbremse bereits seit dem 26. April, dem Tag der Wiederaufnahme des Seilbahnbetriebs, abgeschaltet gewesen sei. Die Abschaltung sei in der Überzeugung beschlossen worden, „dass das Kabel niemals reißen würde“.
Update vom 26. Mai, 12.45 Uhr: Auch am dritten Tag nach dem Seilbahn-Absturz am Lago Maggiore blickt Italien weiter mit Sorge auf den fünfjährigen Jungen, der als einziger von 15 Insassen das Unglück am Pfingstsonntag überlebt hatte. Am Mittwochmorgen haben die behandelnden Ärzte wohl den Beatmungsschlauch des Fünfjährigen entfernt, worauf der Junge kurz das Bewusstsein erlangt haben soll. Er habe aber noch unter dem Einfluss der Medikamente gestanden, berichtet die dpa unter Bezug auf einen Arzt. „Seine Tante und ein Psychologe waren bei ihm.“
In den kommenden Stunden soll der Junge aus Israel, der bei dem Absturz seine Eltern und seinen Bruder verlor, weiter aus dem künstlichen Koma aufwachen können. Zusammen mit einem anderen Kind überlebte der Fünfjähriger als einziger den Absturz. Beide wurden mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik nach Turin geflogen, wo das andere Kind noch am Abend seinen Verletzungen erlag.
Update vom 26. Mai, 11.05 Uhr: Medienberichten zu Folge haben die Verdächtigen am Mittwochvormittag bereits ein Geständnis abgelegt. „Sie haben gestanden, dass sie die Notbremse manipuliert haben“, wird ein Ermittler vom italienischen TV-Sender Rai3 zitiert.
Update vom 26. Mai, 11.00 Uhr: Wie das italienische Portal Corriere Della Sera berichtet, soll es sich bei den drei Festgenommenen um den Inhaber des Seilbahnbetreibers „Ferrovie del Mottarone“, sowie den Direktor und den operativen Leiter des Dienstes handeln. Sie sollen von der ausgesetzten Notbremse an der Gondel gewusst haben.
Gegenüber bild.de bestätigt Carabinieri-Kommandant Alberto Cicognani, dass durch die Aussetzung der Notbremse ein anderes auftretendes Problem verhindert werden sollte. „Die Bremsanlage hatte schon seit anderthalb Monaten Probleme. Die Kabine bremste manchmal zwischen den Pylonen, dann mussten die Leute manuell auf die Pylonen klettern und das System händisch auslösen“, bestätigt Cicognani. „Wenn die rote Klammer (eine Vorrichtung, welche die Notbremse außer Kraft setzt, Anm. d. Red.) drin war, aktiv war, dann war das Problem der Zwischenbremsung gelöst. Das war seit anderthalb Monaten bekannt.“
Die Betreiber haben demnach sogar eine Firma beauftragt, um das Problem zu lösen. Die Reparaturarbeiten wurden jedoch nie durchgeführt. Nach aktuellem Ermittlungsstand gilt es als wahrscheinlich, dass ein lange andauernder Betriebsstopp aufgrund der Arbeiten verhindert werden sollte.
Originalmeldung vom 26. Mai:
Stresa - In der Folge des Seilbahn-Unglücks, dass sich am Wochenende am Lago Maggiore ereignet hatte und bei dem 14 Menschen ums Leben gekommen waren, hat es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wohl drei Festnahmen gegeben. Wie die italienische Tageszeitung La Stampa unter Bezug auf die Staatsanwaltschaft berichtet, soll es sich bei den verhafteten Männern um den Chef der Betreiber-Firma, sowie zwei Ingenieure, die an der Seilbahn gearbeitet haben sollen, handeln.
Nach Angaben der leitenden Staatsanwältin Olimpia Bossi sei aus der Analyse der Bilder hervorgegangen, dass die Notbremse, welche die Seilbahn bei einem Riss des Zugseils automatisch stoppen sollte, manipuliert wurde. Auch wenn die genauen Umstände noch untersucht werden müssen, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Manipulation vorgenommen wurde, um eine langwierige Reparatur der Gondel umgehen zu können.
„Das System wies Mängel auf und hätte mit einem radikalen Eingriff behoben werden müssen und das hätte eine längere, wenn nicht sehr lange Schließung bedeutet“, zitiert die Süddeutsche Zeitung Staatsanwältin Bossi. Um die wirtschaftlichen Schäden zu vermeiden, die eine Schließung mit sich gebracht hätte, sei die Gondel dann manipuliert worden.
Dafür wurde eine Art Gabel an dem Bremsmechanismus der Gondel angebracht, welche diesen außer Kraft setzte. Den Berichten zufolge soll den Verantwortlichen das Problem bereits seit Ende April bekannt gewesen sein. Seit der Wiederöffnung des Seilbahn-Betriebs nach der durch die Corona-Pandemie bedingte Zwangspause in Italien soll die Gondel somit ohne Notbrems-System gefahren sein. Wie die gesamte Tourismusbranche litt auch der Seilbahn-Betrieb unter ausbleibenden Einkünften durch die Pandemie.
Als am Sonntag das Zugseil der Gondel riss, rutschte die Gondel somit ungebremst in Richtung Tal und prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Baum. 14 der 15 Insassen kamen dabei ums Leben. Ein fünfjähriger Junge ist der einzige Überlebende. (fd) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion