Honduras: Gestürzter Präsident kämpft um Macht

Tegucigalpa - Der am Sonntag gestürzte Präsident von Honduras, Manuel Zelaya , hat den Kampf um die Rückkehr an die Macht aufgenommen.
Bei einem Treffen mit mehreren Präsidenten der Region in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua kündigte Zelaya an, er werde an diesem Donnerstag nach Honduras zurückkehren. Sein Gegner, Interims-Präsident Roberto Micheletti, teilte unterdessen mit, dass Haftbefehl gegen Zelaya erlassen worden sei. Die UN-Generalversammlung verurteilte am Dienstag den gegen Zelaya verübten Staatsstreich.
Während Zelaya bei der Generalversammlung für die Rettung der Demokratie Honduras eintrat, versammelten sich in Tegucigalpa zum ersten Mal seit dem Umsturz Zehntausende, um gegen Zelaya und für die neue Regierung zu demonstrieren. “Ja zur Demokratie, nein zur Diktatur“ war auf Transparenten zu lesen.
Die Menschen warfen Zelaya vor, die Verfassung vielmals gebrochen und eine Diktatur in Honduras angestrebt zu haben. Außerdem forderten sie ein Ende der Gewalt und verurteilen die Drohungen, die von Zelaya und dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez gegen die neue Regierung ausgesprochen wurden.
Staaten Mittelamerikas frieren Kontakte ein
Zelaya will sich bei seiner Rückkehr von dem Vorsitzenden der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS), José Miguel Insulza, und der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner begleiten lassen. Die Staaten Mittelamerikas froren ihre Beziehungen zu den neuen Regierung in Tegucigalpa ein und schlossen vorübergehend ihre Grenzen nach Honduras.

Am Montagabend schlugen die Proteste gegen den Interims- Präsidenten Roberto Micheletti laut lokalen Medienberichten in Gewalt um. Hunderte von zum Teil gewaltbereiten Anhängern Zelayas errichteten in der Nähe des Regierungssitzes im Zentrum von Tegucigalpa Barrikaden aus Steinen, Holzplatten und Autoreifen, die sie in Brand setzten.
Augenzeugen wollen gesehen haben, dass aus den Reihen der Demonstranten auf die Polizei geschossen wurde. Bei den Zusammenstößen wurden mehrere Personen verletzt, darunter zwei Reporter. Am Dienstag wurden lokalen Medienberichten zufolge rund 70 Busse von Parteigängern Zelayas von Sicherheitskräften die Einfahrt in die Hauptstadt verweigert.
Micheletti: Internationalem Druck widerstehen
Auch in anderen Landesteilen war es am Montag zu weiteren Protestaktionen gekommen. Micheletti, der das mittelamerikanische Land nach dem Sturz Zelayas provisorisch bis zum Endes dieses Jahres führen will, war am Sonntag vom Kongress vereidigt worden. Angesichts der zunehmenden Ablehnung aus vielen Ländern der Welt rief er am Montag die Bevölkerung auf, dem internationalen Druck zu widerstehen. “Hier gab es keinen Putsch“, bekräftigte er. “Denn die Honduraner leben weiterhin nach der Verfassung, die der Vorgänger ohne rechtliche Grundlage verändern wollte.“
Aus Protest gegen den Putsch wird die neue Regierung international nicht anerkannt. Die mittelamerikanische Staaten verhängten am Montag eine 48-stündige Blockade gegen Honduras. Wie der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega nach einer Sitzung des Systems der Integration Zentralamerikas (Sica) weiter mitteilte, wollten die Nachbarn von Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala, für zwei Tage die Landgrenzen schließen.
Spanien: EU soll Botschafter abberufen
Unterdessen rief Spanien die Staaten der Europäischen Union auf, aus Protest gegen den Sturz von Präsident Zelaya in Honduras ihre Botschafter aus dem mittelamerikanischen Land abzuberufen. Die Diplomaten sollten möglichst rasch als Zeichen des Protests zu Beratungen zurückgerufen werden, sagte der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos am Dienstag in Madrid .
Hilfsorganisationen forderten Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf, diplomatischen Druck auf die neue Regierung auszuüben. Die Behörden in Honduras gingen mit Verhaftungen und Gewalt gegen ehemalige Regierungsmitglieder und gegen die Protestbewegung vor. Die internationale Gemeinschaft müsse schnell und entschieden handeln, um ein Blutbad zu verhindern, forderten das katholische Hilfswerk Misereor und die internationale Menschenrechtsorganisation FIAN am Dienstag.
dpa