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Was macht die Corona-Krise mit uns? Studie zu Einsamkeit liefert brisante Ergebnisse - vor allem Frauen betroffen

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Von: Andreas Schmid

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Eine Frau mit Mundschutz sitzt alleine auf einer Treppe vor dem Kölner Dom. Der eingeschränkte Kontakt zu anderen Menschen kann sich negativ auf die Psyche auswirken.
Eine Frau mit Mundschutz sitzt alleine auf einer Treppe vor dem Kölner Dom. Der eingeschränkte Kontakt zu anderen Menschen kann sich negativ auf die Psyche auswirken. © picture alliance/dpa / Roberto Pfeil

Was macht die Einsamkeit durch die Corona-Einschränkung mit den Menschen? Eine Studie liefert nun erste - überraschende wie brisante - Ergebnisse.

Berlin - Mit der Eindämmung der Coronavirus-Pandemie gehen Einschränkungen einher. Sie betreffen vor allem das soziale Miteinander: Die Begegnung zu anderen Menschen findet nur noch minimiert statt, zwischenzeitlich war ausschließlich der Kontakt zur eigenen Familie erlaubt* und das gesellschaftliche Leben spielte sich vor allem in den eigenen vier Wänden ab. 

Coronavirus in Deutschland: Was macht die Krise mit uns? Studie liefert brisante Ergebnisse 

Die strengen Maßnahmen wurden mittlerweile ein wenig gelockert, doch das „Social Distancing“, die eingeschränkte Nähe zu anderen Personen, bleibt. Was macht diese Krisen-Situation mit den Menschen? Eine Studie liefert erste Antworten.

Die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Berlin sammelte empirische Daten von 533 Menschen in Deutschland und fragte sich nach ihrem Gemütszustand während der Corona-Pandemie. Da die Studie aktuell auch in den stark von Covid-19 betroffenen USA durchgeführt wird, gibt es noch keine finalen Ergebnisse, jedoch bereits erste Tendenzen. 

Coronavirus in Deutschland: Einschränkungen durch Krise - Professorin spricht von Depression und Mobbing

Vor allem die Menschen, die sich an die Corona-Einschränkungen hielten, hatten demnach ein geringeres Selbstwertgefühl, weniger Gefühl von Kontrolle sowie einer sinnvollen Daseinsberechtigung, denn „wichtige psychologische Grundbedürfnisse des Menschen werden bei sozialem Ausschluss entzogen“, wie Professorin Michaela Pfundmair gegenüber der Bild (Artikel hinter Bezahlschranke) erklärt. 

Die Einschränkung dieser „Grundbedürfnisse“ könne letztlich sogar zu Depressionen führen. Die Ergebnisse weisen zudem „ähnlich hohe Effekt-Stärken“ wie beim Mobbing auf.

Coronavirus in Deutschland: Alleinsein in der Krise wird zum Problem - jüngere Menschen überraschend stärker betroffen

Besonders schlecht erging es in Zeiten der sozialen Distanzierung den vorläufigen Studienergebnissen nach überraschend jüngeren Menschen und nicht etwa älteren Bevölkerungsgruppen, die ihre Liebsten aufgrund Besuchsverboten in Pflegeheimen zwischenzeitlich mehrere Wochen lang nicht sehen durften.

In der Bevölkerungsgruppe verstärkte die Nutzung von sozialen Medien offenbar das Gefühl der Einsamkeit, denn „je größer die Social-Media-Nutzung war, desto weniger Kontrolle haben sie verspürt“, wie Pfundmair ausführt. Hilfreich sei jedoch das digitale Interagieren mit Freunden durch beispielsweise einen Videoanruf gewesen: „Das hat eher kompensiert.“

Soziale Netzwerke wie Instagram oder Facebook verstärkten den Effekt der Isolation, während Videoanrufe diesen kompensierten.
Soziale Netzwerke wie Instagram oder Facebook verstärkten den Effekt des Alleinseins, während Videoanrufe diesen kompensierten. © picture alliance/dpa / Robert Günther

Coronavirus in Deutschland: Studie über Zeit während Einschränkungen - auch Frauen stark betroffen

Neben jüngeren Menschen sollen insbesondere Frauen stärker von der sozialen Isolation betroffen gewesen sein. Außerdem erging es Menschen, die weiterhin arbeiteten, besser, als Personen, die in Kurzarbeit geschickt oder freigestellt wurden. Auch Studenten, bei denen nach Ostern das neue Semester begonnen war, klagten über das Alleinsein. 

Wie sich das Befinden auf die Aggression eines Menschen auswirkt, ist noch nicht bekannt. Die Professorin vermutet aber, dass Frustration schließlich zu Aggression führe, denn „solche Prozesse sind jetzt sicher in der Corona-Zeit auch erhöht.“

Letztlich lässt sich aus den vorläufigen Ergebnissen der Studie schließen: Abstand halten schützt zwar vor einer Infektion mit dem Coronavirus - kann aber dennoch krank machen.

Auch klar ist, dass die Wissenschaft in der momentanen Ausnahmesituation generell vermehrt im Fokus steht - schnelle Antworten werden erwartet. Das Robert-Koch-Institut startete nun eine „besondere“ Studie, während britische Forscher daran arbeiten, Hunde auf einen möglichen Corona-Geruch zu trainieren

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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