Update vom 7. November, 12.56 Uhr: Eine Mutation des Coronavirus, die durch die Übertragung des Erregers auf Nerze und zurück auf Menschen entstanden ist, bestimmt die Corona-Lage in Dänemark. Welche Gefahr von der neuen Virusform ausgeht, ist noch unklar. „Bevor wir keine sicheren Daten auch aus Tests mit infizierten Nerzen haben, lässt sich noch wenig über das mutierte Virus sagen“, erklärte Thomas Mettenleiter, Virologe und Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) gegenüber Bild (hinter Bezahlschranke).
Corona in Dänemark: Warum sind Nerze von Erreger-Mutation betroffen?
Generell sind Mutationen jedoch nichts Ungewöhnliches, sondern kommen bei jeglichen Lebensformen in der Natur ständig vor. Viren mutieren jedoch häufiger, weil ihr Erbgut in Form einer RNA (Ribonukleinsäure) vorliegt. Diese Form ist deutlich instabiler als die DNA (Desoxyribonukleinsäure), in dieser Form ist das menschliche Erbgut gespeichert. Durch die relativ hohe Instabilität ist die RNA fehleranfällig, sodass bei der Reproduktion häufiger Mutationen entstehen. Diese Fehler sind aber nicht per se als negativ zu begreifen.
„Mutation ist der Treiber der Evolution“, so Mettenleiter. „Wir bemerken solche Vorgänge erst, wenn sie Auswirkungen auf die Biologie haben und es zum Beispiel zu Infektionen mit neuen Erregervarianten kommt.“ Das mutierte Coronavirus hat jedoch Auswirkungen auf die Impfstoffforschung*. „Die Impfstoff-Entwicklung müsste aber nicht von vorne anfangen, höchstens ein paar Schritte neu gehen und Anpassungen vornehmen. Wir warten nun auf weitere Informationen aus Dänemark“, bewertet der Virologe die Situation.
Warum es unbedingt die Nerze, von denen jetzt Millionen getötet werden müssen, getroffen hat, erklärte Mettenleiter in Bild folgendermaßen: „Das Besondere an den Nerzen ist, dass die Tiere auf engstem Raum gehalten werden. Das heißt, dass Virus kann sich leicht ausbreiten. Deswegen hat eine Nerzfarm wie in Dänemark eine hohe Erregerlast, die dann dazu führen kann, dass sich Menschen wieder anstecken können.“
Unabhängig davon, ob die neue Virusmutation gefährlicher oder weniger schädlich für den Menschen ist, hat die dänische Regierung mit der Abriegelung der Region Jütland richtig gehandelt: „Das sind geeignete präventive Maßnahmen, die dort getroffen wurden, um zu verhindern, dass die Mutation sich weiter verbreitet.“
Update vom 6. November, 14.29 Uhr: Mindestens 214 infizierte Dänen und das Todesurteil für alle Nerze in Dänemark: Eine in dem skandinavischen Land festgestellte Mutation von Sars-CoV-2 , welche die kleinen Raubtiere auf den Menschen übertragen können, sorgt für Aufsehen (siehe Erstmeldung vom 4. November).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schaltet sich bei dem Thema nun ein. Es habe bereits zahlreiche Mutationen des Virus gegeben, sagte Chef-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan. Ein Stab von Wissenschaftlers werte die Veränderungen des Erregers seit Beginn der Pandemie ständig aus.
Eine erste Risikobewertung der WHO zur Situation in Dänemark sei in Arbeit, sagte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. „Die Belege, die wir haben, weisen nicht darauf hin, dass diese Variante sich in irgendeiner Form anders verhält“, so Ryan. Er betonte aber auch, es sei wichtig, der Übertragung durch Sicherheitsmaßnahmen in Tierbetrieben vorzusorgen.
Update vom 6. November, 11.37 Uhr: Mindestens 214 Menschen haben sich in Dänemark seit Juni mit einer ursprünglich bei Nerzen aufgetretenen Coronavirus-Variante („Cluster-5-Virus“) infiziert, wie das dänische Gesundheitsinstitut SSI nun mitteilte - 200 davon in der Region Nordjütland, wo es besonders viele Nerzfarmen gibt.
Die etwa 15 bis 17 Millionen Nerze in dem Land sollen nach einem Regierungsbeschluss nun getötet werden. Eine hohe Zahl infizierter Nerze erhöhe das Risiko für Virusmutationen, gegen die die derzeit entwickelten Impfstoffe eventuell nicht schützten, so das SSI.
Update vom 6. November, 10.00 Uhr: Konkret von den Beschränkungen in Dänemark betroffen sind laut n-tv die Kommunen Hjørring, Frederikshavn, Brønderslev, Jammerbugt, Thisted, Vesthimmerland und Læsø. Dort müssen Restaurants und Kneipen ab Samstag schließen, es darf nur Essen zum Mitnehmen ausgegeben werden.
Außerdem machen sämtliche Sport-Einrichtungen dicht. Sowohl Dänen als auch Besucher aus dem Ausland werden dringen dazu angehalten, den betroffenen Gebieten fernzubleiben , sogar Züge und Busse sollen die Regions-Grenzen nicht mehr überqueren.
Auch das Land Großbritannien hat aufgrund der Corona-Mutation nun Maßnahmen eingeleitet. Reisende aus Dänemark müssen in eine 14-tägige Quarantäne. Laut Verkehrsminister Grant Shapps gelte die Regel ab Freitag. Das gleiche gilt auch für Reisende aus den Nachbarländern Schweden und Deutschland - allerdings erst ab dem frühen Samstag. Schweden und Deutschland haben Dänemark bereits von der Liste sicherer Länder gestrichen.
Update vom 5. November, 21.30 Uhr: „Die Augen der Welt sind auf uns gerichtet.“ Mit diesen Worten hat die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen scharfe Sicherheitsmaßnahmen im Zuge der Coronavirus-Pandemie begründet.
Die Behörden haben auf den Ausbruch einer neuartigen Mutation von Corona reagiert und die Region Nord-Jütland faktisch abgeriegelt. Das Gebiet umfasst den gesamten Norden Dänemarks rund um die Stadt Aalborg (rund 120.000 Einwohner).
„Ab heute Nacht sind Bürger in sieben Gemeinden Nord-Jütlands dringend aufgerufen, in ihrer Region zu bleiben, um die Ausbreitung der Infektion zu verhindern“, sagte Frederiksen an diesem Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Betroffen sind demnach mehr als 280.000 Menschen.
Zuvor war bei einigen Nerzen eine mutierte Form des Coronavirus gefunden worden. Die Regierung in Kopenhagen kündigte daraufhin die Notschlachtung aller Nerze an - dabei geht es um rund 15 bis 17 Millionen Tiere. Dänemark ist der weltweit größte Exporteur von Nerzfellen, es gibt mehr als tausend Farmen.
Auch bei zwölf Menschen wurde diese neuartige Form des Virus nachgewiesen. Das mutierte Coronavirus könnte nach Angaben der dänischen Gesundheitsbehörden die Wirksamkeit eines künftigen Impfstoffes für Menschen beeinträchtigen.
Bei den Maßnahmen in Nord-Jütland handele es sich laut Frederiksen um eine „wirkliche Absperrung“ der Region.
Erstmeldung vom 4. November: Kopenhagen - Das Coronavirus wurde höchstwahrscheinlich vom Tier auf den Menschen übertragen, warum sollte das also nicht anders herum genauso möglich sein? Genau mit diesem Problem hat aktuell das deutsche Nachbarland Dänemark zu kämpfen.
Insgesamt jeder dritte neue Corona-Fall lässt sich dort in manchen Regionen auf die Nerz-Farmen im Land zurückführen. Mit 15 bis 17 Millionen Tieren ist Dänemark weltweit der größte Produzent von Nerzfellen.
Aktuell gibt es 1139 Zuchtfarmen - jetzt sollen die Tiere getötet werden, da sie eine mutierte Form des Coronavirus auf den Menschen übertragen können, wie auch wa.de berichtet.
Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat angeordnet, alle betroffenen Nerze im Land zu töten. Es besteht zum einen die Sorge, der kommende Impfstoff könnte in der Folge nicht mehr wirken.
Zum anderen könnte sich die Corona-Mutation* unter den Nerzen rasend schnell ausbreiten - und das nicht nur in Dänemark, sondern in ganz Europa und darüber hinaus. „Wir sehen, dass in Nordjütland schon jeder dritte Corona-Fall auf die Nerzfarmen zurückzuführen ist“, so der dänische Virologe Anders Formsgaard.
Auf bereits mehr als 200 Farmen wurde das Coronavirus* in Dänemark nachgewiesen, fast täglich kommen neue Verdachtsfälle hinzu. Wird das Virus auf einer Farm nachgewiesen, soll der gesamte Bestand in der betroffenen Zucht sowie in allen Betrieben im Umkreis von acht Kilometern getötet werden. Für die Züchter absolut unverständlich, da ihre Existenz auf dem Spiel steht und die Tiere nach kurzer Zeit die Infektion wieder überstanden haben. Auf 67 Farmen wurde der komplette Bestand an Nerzen bereits getötet, weitere sollen folgen.
Einen ähnlichen Beschluss gab es bereits in den Niederlanden. Im Juni wurde nach ähnlichen Ausbrüchen beschlossen, alle Pelztiere auf betroffenen Farmen zu töten.
Durch freilebende Marder, die der gleichen Familie angehören, kann sich das Coronavirus* durch die Nerze unkontrolliert ausbreiten. (tko) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.