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Neustrukturierung in Niedersachsen: Bis zu 40 Kliniken droht Schließung

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Von: Fabian Raddatz

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Ein Pfleger steht auf der Intensivstation für Corona-Patienten am Sana Klinikum Offenbach an einem ECMO-Bett
Von den derzeit 168 Krankenhäusern im Land könnten in den kommenden zehn Jahren etwa 30 bis 40 wegfallen, sagte CDU-Sozialpolitiker Volker Meyer am Donnerstag in Hannover. © Sebastian Gollnow/dpa

Vermeintlich paradoxe Pläne in Niedersachsen: Damit die Qualität der Behandlungen besser wird, sollen Kliniken schließen. SPD und CDU planen eine Neustrukturierung.

Hannover – Weniger Krankenhäuser, dafür eine bessere medizinische Versorgung – das klingt bei der derzeitigen Corona-Inzidenz in Niedersachsen, die am Donnerstag, 20. Januar 2022, einen neuen Höchstwert erreicht hatte, wie ein Paradoxon. Doch Niedersachsens Regierungsfraktionen SPD und CDU wollen diesen Spagat schaffen – mit einer umfassenden Strukturreform.

Deutsches Land:Niedersachsen
Fläche:47.614 km²
Bevölkerung:7,982 Millionen (2019)
Hauptstadt:Hannover

Diese dürfte dazu führen, dass zahlreiche Kliniken schließen müssen. Von den derzeit 168 Krankenhäusern im Land Niedersachsen könnten in den kommenden zehn Jahren etwa 30 bis 40 wegfallen, sagte CDU-Sozialpolitiker Volker Meyer am Donnerstag, 20. Januar 2022, in Hannover.

Mit der Reform wolle man einerseits eine wohnortnahe Versorgung und andererseits hochwertige Behandlungen sicherstellen. Meyer: „Wir wollen spezielle Versorgungsleistungen konzentrieren und gleichzeitig eine flächendeckende Versorgung gewährleisten.“ Dafür seien drei Stufen mit sogenannten Grund-, Schwerpunkt- und Maximalversorgern geplant.

Bis zu 40 Kliniken in Niedersachsen droht die Schließung: So soll der Plan umgesetzt werden

Die Grundversorger sollen für jeden innerhalb von 30 Minuten erreichbar sein, etwa bei Notfällen. Für die Schwerpunktversorger, zu denen auch Fachabteilungen wie Kardiologie oder Geburtshilfe zählen sollen, ist eine Erreichbarkeit binnen 45 Minuten vorgesehen. Die Maximalversorger mit einer Mindestgröße von 600 Betten stellen die Spitze des Systems dar. Von ihnen soll es in jeder der künftig acht Versorgungsregionen (Nord, Nordwest, Oldenburg, Osnabrück, Lüneburg, Hannover, Braunschweig und Süd) einen geben. Damit der Plan umgesetzt werden kann, könnten bis zu 40 Kliniken in Niedersachsen geschlossen werden.

Wir vergeuden zurzeit Ressourcen.

SPD-Sozialpolitiker Uwe Schwarz

Der SPD-Sozialpolitiker Uwe Schwarz betonte, es gehe nicht um eine „Schließungsorgie“. Allerdings habe das Land bisher keine Möglichkeit, Krankenhäuser vom Markt zu nehmen, selbst wenn diese ihrem Versorgungsauftrag über Monate nicht mehr nachkommen. „Wir vergeuden zurzeit Ressourcen“, sagte Schwarz.

Kliniken in Niedersachsen sollen geschlossen werden: Nur 56 Prozent waren bislang an Corona-Versorgung beteiligt

Die unterschiedlichen Voraussetzungen zeigten sich auch in der Corona-Krise, die derzeit durch die Omikron-Variante neue Höchstwerte bei den Inzidenzen erreicht. So hätten 40 Prozent der Krankenhäuser rund 94 Prozent aller Covid-19-Patienten im Land behandelt. Einige Kliniken in Niedersachsen schlugen Alarm, da ihnen ein finanzieller Kollaps drohte. Insgesamt seien überhaupt nur 56 Prozent der Krankenhäuser an der Corona-Versorgung beteiligt, weil nur sie medizinisch dazu in der Lage seien.

Es sei daher ein Irrglaube, dass jedes Krankenhaus erhalten bleiben müsse, sagte Schwarz. Betten gebe es genug, es fehle vielmehr das Personal. Die Rettungsdienste in Niedersachsen sind derweil am Limit. Als nächstes befasst sich der Sozialausschuss des Landtags mit der Krankenhausreform. Nach Vorstellungen von SPD und CDU soll sie noch vor der Landtagswahl im Herbst beschlossen werden. Bis zur vollständigen Umsetzung könne es dann zwei bis drei Jahren dauern.

Krankenhausgesellschaft zu geplanten Klinik-Schließungen: Keine „weißen Flecken“

Die Grünen begrüßten das Vorhaben, weil der Wandel hin zu einer Grundversorgung in der Fläche und spezialisierten Zentren in großen Kliniken bereits begonnen habe. Klar sei aber auch, dass das Land dafür mehr Geld als bisher bereitstellen müsse, sagte die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz.

Auch die Krankenhausgesellschaft (NKG) betonte, dass zur Stärkung der ärztlichen Versorgung im Land Investitionen nötig seien. Das geplante Stufensystem begrüßte die NKG. Bei der Zusammenführung von Standorten müssten jedoch immer alle Verantwortlichen vor Ort einbezogen werden. Entscheidend sei am Ende, dass es in Niedersachsen keine „weißen Flecken“ in der medizinischen Versorgung gebe. *kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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