Geheimnisse des Wieters

NORTHEIM (wat) – Den Wieterwald in Northeim kennen viele Menschen, doch nur wenige wissen, was es mit dem Mittelwald auf sich hat. Die ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte des Landkreises Northeim erklärte HALLO alles zu dieser Waldwirtschaftsform während einer Führung durch den entsprechenden Abschnitt des Wieters.
„Der Mittelwald ist schon etwas Künstliches, eine Symbiose zwischen Menschen und Wald“, fasst Müller zusammen. Während die häufigste betriebene Form der Waldwirtschaft der Hochwald ist, gibt es den Mittelwald nur noch selten. Im Hochwald sind die Bäume etwa gleichen Alters, sie wachsen zu hohen Exemplaren heran, die als Bauholz dienen sollen. Beim Mittelwald werden immer nur Bäume in einzelnen Parzellen gefällt, zudem durchmischen sich hier große Bäume wie Buchen oder Eichen mit Sträuchern, Büschen und Stockausschlägen. „Wo die großen Bäume gefällt wurden, fällt entsprechend viel Licht auf den Boden, was zu einer faszinierenden Artenvielfalt führt“, erklärt die Naturschutzbeauftragte eine Besonderheit des Mittelwaldes. So ist zum Beispiel die mehrblütige Margerite im Mittelwald zu finden, und auch Orchideen sind nach vielen Jahren wiedergekommen. „Es ist immer spannend, zu sehen, was wächst und blüht, wenn es heller wird“, sagt Müller.
Dass die Waldwirtschaftsform in Northeim betrieben wird, ist vor allem dem ehemaligen Stadtförster Dirk Reckebeil zu verdanken. Er stieß das vermutlich bundesweit einmalige Öko-Sponsoring-Projekt „Northeimer Mittelwald“ in den 90er Jahren an, das sich ausschließlich aus privaten Mitteln finanzierte. 1997 wurde schließlich der „Förderverein Northeimer Mittelwald“ gegründet.
So konnte diese besondere Form der Waldbewirtschaftung, die rund 700 Jahre in Northeim betrieben wurde, reaktiviert werden. Wurden früher jedoch auch Schafe in den Mittelwald gelassen, deren Wolle Kleidung und deren Fleisch Nahrung für die Menschen lieferte, wird heute lediglich mit Brenn- und Bauholz gehandelt. „Leider hat sich der Förderverein inzwischen aufgelöst, aber Förster Siegfried Arndt führt das Projekt klasse weiter“, lobt Müller.
Durch einen Teil des Mittelwaldes führt seit ein paar Jahren ein kleiner Rundweg, der nahe des Parkplatzes Keimsdorn beginnt. Angelegt wurde er von Zehntklässlern des Gymnasiums Corvinianum. Infotafeln geben Auskunft über den Wald, in dem inzwischen auch wieder Wildkatzen gesichtet wurden. Den Weg weisen kleine Schilder, auf denen eine Türkenbundlilie abgebildet ist. „Sie ist das Symbol für den Northeimer Mittelwald“, erklärt Müller, „die Idee stammt von Herrn Reckebeil, da die seltene Pflanze toll aussieht und bei uns im Wald vorkommt.“
Was es mit einem Holzkreuz mit Inschrift, das am Rande des Rundweges steht, auf sich hat, konnte auch die Naturschutzbeauftragte nicht erklären. „Niemand weiß, wer es hier hin gestellt hat und was darauf zu lesen ist“, sagt sie. HALLO hat das Rätsel um die Inschrift jedoch lösen können. „Jer. 29.7“ sowie „Suchet der Bestes Stadt“ ist darauf, wenn auch nur schwer, zu lesen. In der Bibel ist bei Jeremia 29, Vers 7 zu finden: „Suchet der Stadt Bestes.“ Es handelt sich hierbei also um einen Bibelvers. Nur die Herkunft des Kreuzes ist noch ungeklärt.