Über ein Drittel ist gefährdet

Landkreis Northeim – Über ein Drittel aller Insekten-Arten Deutschlands ist in ihrem Bestand gefährdet: Diesen Trend hat jetzt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) erneut bestätigt.
Der Einbecker Waldökologe Hennig Städtler weist auf die Brisanz dieser Nachricht hin: „Der stumme Frühling ist längst dabei, Realität zu werden.“ Auch die Gesamtbiomasse der Insekten schwinde. Insgesamt wurden seit 2009 ca. 14.000 Insekten-Arten bewertet. Besonders hoch ist der Prozentsatz bei den Steinfliegen (46,4 Prozent) und Eintagsfliegen (40,5 Prozent). Nicht zu erklären ist z.B. der starke Rückgang des früher so häufigen Mistkäfers (Geotrupes stercorarius), auch Rossmistkäfer genannt. Er wird jetzt bundesweit als stark gefährdet eingestuft.

Die bundesweiten Roten Listen zeigen die Entwicklung der einzelnen Arten für ganz Deutschland auf. Manche Arten sind nur noch auf bestimmten Biotoptypen zu finden. Eine Analyse der Gefährdungsursachen soll in den nächsten Jahren Klarheit über die Gründe bringen.

Mehr als 20.000 ehrenamtlich Mitwirkende haben die vielen Zahlen und Daten als Grundlage geliefert. Der gleiche Rückgang von vielen Insekten in Deutschland zeigt einen Trend, der auch weltweit so beobachtet wird. In Bayern (2016) konnte bei den Schmetterlingen ein Verlust von 13 Prozent festgestellt werden. Auch alltägliche Falter-Arten sind von dem Rückgang betroffen. Auf Kalktrockenrasen hat eine Untersuchung rings um Regensburg ergeben, dass Tagfalter seit 1840 um fast 40 Prozent verschwunden sind.

Viele Naturschutzverbände beklagen seit Jahren das Sterben der Insekten. Die vom BfN bewertete Gruppe der Käfer nimmt mit ca. 5.600 Arten einen besonderen Platz ein (Gefährdung 24,6 Prozent) Libellen (29,1 Prozent mit zunehmender Tendenz). Gründe gibt es jetzt schon genug: Flächenversiegelung, Verlust von Lebensräumen, intensive Landwirtschaft, Bodenbelastungen aller Art, invasive Arten-Ausbreitung, nächtliche Lichtverschmutzung und die Auswirkungen des Klimawandels.
Besonders eine bewirtschaftungsfreundliche Landwirtschaft könnte die Situation verbessern, meint Henning Städtler: „Naturschonende Bewirtschaftung muss sich lohnen“ (finanzieller Ausgleich!) Brachen, Hecken, Kleinstrukturen u.a. können dabei helfen.“
Diese Arten aus der bundesweiten Rote Liste kommen im Landkreis vor
Die Vorwarnstufe gilt für die Oedipoda caerulescens: Die Blauflügelige Ödlandschrecke kommt auf dem Altendorfer Berg vor.
Rote Liste 2: Stark gefährdet Mistkäfer (Vorkommen auf dem Altendorfer Berg).
Rote Liste 2: Ebenfalls stark gefährdet ist der Atralata albofascialis Zünsler. Er ist auf dem Dohrenberg nachgewiesen worden.
Rote Liste 1: Vom Aussterben bedroht ist der Veränderliche Edelscharrkäfer. Vorkommen gibt es im Eichholz Uslar).
Rote Liste 3: Gefährdet ist die Kleine Moosjungfer (Vorkommen: Teichwiesen Moor am Neuen Teich).