Daher trafen sich Mitglieder des Vereins gegen Motorradlärm Weserbergland e.V. und Betroffene aus den angrenzenden Landkreisen mit dem Landtagskandidaten der CDU im Landkreis Northeim, Dr. Andres Kroll, kurz hinter der Kreisgrenze bei Amelith, um über mögliche Maßnahmen gegen den immer stärker zunehmenden Motorradlärm in der Region zu sprechen. „Wir alle haben schon beobachtet, dass hier regelrechte Alleinrennen gefahren werden“, so Edith Götz vom Vorstand des Vereins. Und man filme sich dabei sogar gegenseitig vom Straßenrand aus. Dies sei zwar nicht erlaubt, allerdings zeige die Polizei nicht ausreichend Präsenz, „um dieses Treiben endlich zu unterbinden“.
Die Lärmbelastung sei inzwischen für die direkten Anliegenden der Bundesstraße unerträglich, eine Nutzung der Grundstücke oft kaum mehr möglich.
„Es kann nicht sein, dass wir Ortsansässigen durch den Lärm derartig eingeschränkt werden, während die Lärmverursacher sich vollkommen frei auf unsere Kosten entfalten können“, ärgert sich der Amelither Manfred Lumma, der sich schon mehrfach erfolglos beim Kreis über seine untragbare Wohn-Situation beschwert hatte. „Wir haben das Anrecht auf ein Minimum an Wohnruhe und den Schutz unserer Gesundheit durch die zuständigen Behörden.“
Wie groß die Lärmbelastung durch Motorräder tatsächlich ist, habe jüngst eine Langzeit-Studie an rund 100 stark frequentierten Strecken in Baden-Württemberg belegt: Ergebnis: Nur ein kleiner Teil (13 Prozent) der Motorräder komme mit unter 80 dB überhaupt in der Nähe „normaler“ Pkw. Ein hoher Prozentsatz müsse dagegen als „extrem laut“ bezeichnet werden. Dr. Kroll, als Facharzt und Notfall-Mediziner bestens mit den gesundheitlichen Folgen ständiger Lärmbelastung vertraut, zeigt Verständnis für die Lärmgeplagten: „Die Gesundheitsschädlichkeit von Lärm ist wissenschaftlich nachgewiesen“, betonte er. Zudem verursache Lärm hohe Kosten im Gesundheitswesen.
In Wohngebieten mit übermäßigem Lärm verlieren Liegenschaften an Wert, Mieteinnahmen bleiben tiefer als anderswo. Die Kosten des Lärms bezahlen allerdings nicht deren Verursachende, sondern die Betroffenen sowie die Allgemeinheit, so ein Vereinssprecher. Letztendlich leide auch Tourismus in der Region, die jüngst sogar zur „Qualitätswanderregion“ gekürt wurde und die schließlich mit Ruhe und Unberührtheit der Natur werbe: Ein wichtiges Kriterium für die Prädikatsvergabe sei allerdings „natürliche Ruhe“. „Davon kann hier keine Rede mehr sein!“ Das Problem sei nur durch kreisübergreifende Zusammenarbeit in den Griff zu bekommen.
Im Landkreis Holzminden hatte sich bereits eine Arbeitsgruppe aus Behörden, Polizei und Betroffenen gebildet. Die Teilnehmenden richteten daher die Bitte an den Kandidaten für das Landtagsmandat, sich um eine Vernetzung zwischen den Landkreisen zu bemühen, um kurzfristig konkrete Maßnahmen anzuschieben, die Verbesserungen herbeiführen können.