Jörg Herbrich: „... damit es Klick im Kopf macht“

ELZE Sein Motto hat der Heilpraktiker Jörg Herbrich als Mittelpunkt seiner Visitenkarte gewählt: „… damit es Klick im Kopf macht“, arbeitet er mit von der Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADS) betroffenen Menschen und versucht, mit ihnen einen Weg zu finden, in unserer Gesellschaft, die bestimmte Anforderungen an alle Menschen stellt, zurechtzukommen.
Zur Orientierung nannte Herbrich bei seinem jetzigen Vortrag im LIBA des CJD Elze zunächst die wesentlichen Symptome, die bei den Betroffenen mehr oder minder vorhanden sind: die Reizoffenheit, die dazu führt, dass alle äußeren Reize als gleich wichtig und gültig angesehen werden, die ausgeprägte Tendenz zur Unordnung, Impulsivität, laut Herbrich ein „Reichtum an Emotionen“, das Fehlen eines Zeitgefühls, motorisch sichtbare Auswirkungen wie „über Tische gehen“ oder auch träumen, sowie Defizite in sozialen Bereichen, die Herbrich selbst als „oftmals nur mit Geduld zu ertragende Verhaltensweisen“ bezeichnet.
Dem engagierten und in seiner eigenen Praxis erfolgreich arbeitenden Psychotherapeuten ist es sehr wichtig, zu neuen Sichtweisen anzuregen. „Ist denn ein Mensch mit ADS oder ADHS wirklich dysfunktional, ist diese Störung wirklich eine Störung“, fragte er das Publikum und berichtete von Erfahrungen aus seinen Therapiestunden, die er lieber „Coaching“ nennt, denn dort hilft er Betroffenen – und zwar fast ausschließlich Erwachsenen – dabei, sich nicht von ihren Gedanken beherrschen zu lassen, sondern diese in den Griff zu bekommen. Spannend war für die Zuhörer auch die Einteilung der Menschheit in „Jäger“ und „Bauern“. Jäger sind mit den Eigenschaften, die ADS-Betroffene haben, deutlich besser für ihre Aufgabe ausgestattet, müssen ihre Sinne dauerhaft nach allen Seiten offen halten und es wagen, ausgetretene Pfade zu verlassen. Bauern hingegen seien auf die Taktung und Vorhersehbarkeit aller Vorgänge angewiesen. „Die Menschheit hat als Gesellschaftsform die der Bauern gewählt; ist es denn nun wirklich notwendig, alle, die nicht nach dieser Vorgabe funktionieren, zwangsweise der Norm anzupassen? Wir sollten uns einen neuen Zugang zu der Frage nach „gesund“ oder „krank“ stellen, so kann letztlich Heilung gelingen“, schloss Herbrich seinen Vortrag.
Das Publikum dankte ihm mit Applaus und viel Interesse. Es waren viele Gäste anwesend, die in irgendeiner Form selbst betroffen sind, und diese nutzten die Chance zu lebhaften Fragen und Diskussionen mit dem Experten, der auf seiner Homepage www.klick-im-kopf.de über die Thematik informiert. bün