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Teile des Dreckgrabens freigelegt

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Stadtarchäologe Wehmer
Stadtarchäologe Wehmer hat ein spannendes Betätigungsfeld in  Einbeck. © Cornelia Sürie

Einbeck – Im Bereich Hören/ Rosental sind Bauarbeiter jetzt auf einen Teil des Einbecker Abwasserkanals aus dem späten Mittelalter gestoßen. Durch den Zufallsfund weiß man jetzt wieder ein bisschen mehr über den Verlauf des einstigen „Dreckgrabens“, wie die Kanalisation damals genannt wurde. 

Der Dreckgraben zog sich seit dem 14. Jahrhundert durch die gesamte Stadt, war teilweise mit Häusern überbaut, mit Platten abgedeckt oder – wie jetzt beim aktuellen Fund – offen fließend. Zuletzt war Stadtarchäologe Markus Wehmer 2020 auf der Baustelle des Kindergartens Münstermauers auf Reste des Dreckgrabens gestoßen – seinerzeit reichte die Grabung in tiefste Schichten hinein, so dass die dort freigelegte Unterkonstruktion des Kanals aufgrund der hölzernen Bauweise auf das frühe 15./16. Jahrhundert datiert werden konnte. Diese frühe Bauzeit legt der 42-Jährige auch im Bereich der Baustelle Hören/Rosental zugrunde.

Stadtplan von 1873
Stadtplan mit Hausnummern von 1873. © Sander Ausschnitt StAE / Stadtarchäologie Einbeck

Erläuterungen zum Stadtplan mit Hausnummern von Sander

Das Haus Nummer 368 südlich des Dreckgrabens ist nicht mehr vorhanden, hier ist jetzt Gartenland (die Hausnummern der südlich anschließenden Häuser werden verschoben).
Die östliche Stadtmauer ist nun vollständig entfernt.
Auf dem nördlichen Möncheplatz steht eine Schule.
Der Platz zwischen Schulhof und Haus 772 heißt Schmiedeplan.
Das Spritzenhaus (824) steht noch

Allerdings werde hier nicht so tief gegraben wie an der Münstermauer, betont Wehmer und zeigt auf die mächtige Mauer, die aus einer Tiefe von 1,50 Metern emporragt. Im unteren Bereich weist sie Kalkbruchsteine auf und darauf schließlich ordentlich behau- enen Buntsandstein. Der Dreckgraben sei immer wieder vergrößert, verbreitert und umgebaut worden, weiß Wehmer. Bei der jetzt freigelegten Mauer handele es sich um die letzte und damit jüngste Ausbauphase aus dem 17./18. Jahrhundert. Als die Einbecker Stadtbevölkerung diese Form der Abwasserbeseitigung nach dem Bau der modernen Kanalisation in den Jahren 1895-97 nicht mehr benötigte, sei der lange Dreckgraben durch die Stadt zugeschüttet worden, „auch, um Bauland zu gewinnen“, erläutert der Stadtarchäologe, der seit sechs Jahren in Einbeck tätig ist und hier ein „richtig spannendes Betätigungsfeld“ vorgefunden hat. Auch der Kanal im Bereich Hören/Rosental wurde um 1900 endgültig mit Abfall zugeschüttet. Später wurde ein Betonfundament für ein Haus auf die frühere Kanalmauer gesetzt. In zahlreichen alten Stadtplänen seit 1728 ist der ungefähre Verlauf des Dreckgrabens verzeichnet. Dass sich die mittelalterliche Kanalisation aber ausgerechnet hier auf der kleinen Baustelle offenbarte, war denn auch für Wehmer eine Überraschung. 

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