Cybercrime-Polizei weltweit aktiv gegen „Blackshades“

EINBECK (cmf) – Meilenstein in der internationalen Polizei-Zusammenarbeit gegen Computer-Kriminalität: Mitte Mai haben Cybercrime-Fahnder von Bundeskriminalamt (BKA) und der Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität (ZIT) im ersten multinational koordinierten Einsatz die Wohnungen von 111 deutschen Tatverdächtigen durchsucht. Ein Schwerpunkt ist Niedersachsen. Weltweit kam es zu über 350 Razzien bei Beschuldigten, die das Schadprogramm „Blackshades“ für Datenausspähung und Computerbetrug gekauft und eingesetzt haben sollen. Der Fall zeigt, wie umfassend Heimcomputer zu kapern sind. Die Tatverdächtigen, so Oberstaatsanwältin Christina Köhler von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, sollen seit 2011 über das Internet die Schadsoftware „Blackshades“ von bereits identifizierten US-Hackern erworben haben.
„Blackshades“ (Verdunkelungsbrillen) ist ein leistungsfähiger Trojaner, der totale Kontrolle über infizierte Geräte ermöglicht. Das Übel-Programm kann so genannte Keyloggers für Mitschnitt und Ausleitung aller Tastatureingaben des Opfersystems platzieren, unbemerkt die Web-Kamera im Opfercomputer steuern, Momentaufnahmen (Screenshots) vom betroffenen Bildschirm zu den Netz-Ganoven leiten und „Distributed-Denial-of-Service“-Angriffe ausführen. Dabei werden Zielsysteme in kürzester Zeit per „DDoS“ mit extrem vielen Anfragen bombardiert, bis die betroffenen Server zusammenbrechen. Außerdem hat „Blackshades“ eine „Lösegeld“-Funktion (Ransomware), die alle Dateien auf Opfersystemen verschlüsselt. Dann werden die Eigentümer der infizierten Computer erpresst – Entschlüsselung nur gegen Geld. Außerdem können digitale Identitäten gezielt ausgespäht werden (ID-Theft). Im Zuge der weltweiten, vom European Cybercrime Center von Europol und Eurojust abgestimmten Ermittlungen stellt Deutschland mit 111 Personen die meisten Verdächtigen – aus Niedersachsen, Hessen, Bayern, NRW, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland. Die anderen Beschuldigten stammen aus Frankreich (67), Belgien (38), den Niederlanden (34), Finnland (27), Kanada (14), USA (10), Dänemark (10) und Großbritannien (6). Wie Oberstaatsanwältin Köhler jetzt mitteilte, beteiligten sich 15 Nationen an der Operation, bei der über tausend Computer und Speichermedien sichergestellt wurden. Ferner wurden Drogen, illegale Schusswaffen und aus Straftaten stammendes Bargeld beschlagnahmt. In den Niederlanden wurde ein Beschuldigter ermittelt, der mit „Blackshades“ über 2.000 private Rechner infiziert hatte und die Webcams der völlig ahnungslosen Opfer dazu benutzte, heimlich Bilder von jungen Frauen und Mädchen aufzunehmen. Grenzenloser Tatort Internet: Allein im Jahr 2013 sind 120 Internet-Betrugsfälle beim Polizeikommissariat Einbeck angezeigt worden. Zwei Sachbearbeiter kümmern sich hier um die Internet-Ganoven. Die Einbecker Kriminalisten raten Geschädigten bei Cyber-Straftaten unbedingt zur Anzeige.