Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

EINBECK Jede vierte Frau ist laut Statistik einmal im Leben von Gewalt betroffen. Diese Gewalt findet inmitten unserer Gesellschaft statt – quer durch alle Altersgruppen, alle Kulturen und alle Schichten. Allein 2016 wurden im Landkreis Northeim 229 Fälle häuslicher Gewalt bekannt, bei denen ein Polizeieinsatz erforderlich war. Und die Fallzahlen steigen.
Diese Beobachtung der Gleichstellungsbeauftragten für den Landkreis Northeim, Uljana Klein, und für Einbeck, Simone Engelhardt, bestätigt die Koordinatorin für Northeim bei der Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) des Landkreises Northeim, Oppermann. Doch die Dunkelziffer sei weit höher.
Heutiger Anlass, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen, ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen: Jährlich rücken am 25. November Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes seit 1981 das immer noch tabuisierte Thema mit Veranstaltungen und Aktionen ins öffentliche Bewusstsein.
In Einbeck wird heute – wie bundesweit an diesem Tag – seit vielen Jahren die Fahne von Terre des Femmes „Frei leben – ohne Gewalt“ am Neuen Rathaus gehisst. Aber nicht nur das: Gleichstellungsbeauftragte, örtliches Frauen-Forum und fünf Bäckereien kooperieren, um den Bekanntheitsgrad des bundesweiten Beratungstelefons für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder/und noch erleben, zu steigern.
Sie setzen mit der Verbreitung der Nummer des kostenlosen Hilfstelefons ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen Gewalt. Und das ebenso unaufdringlich wie effektiv: Die Telefonnummer ist auf Brötchentütchen aufgedruckt. Ganz nebenbei gelangt die wichtige Botschaft so seit einigen Tagen und heute mit den leckeren Backwaren aus den Bäckereien Biel, Binnewies, Mateika, Ruch und Take in die Einbecker Haushalte. Das soll es Frauen erleichtern, ihren Leidensweg zu durchbrechen, sich Hilfe zu suchen und auch ihren Kindern weitere traumatische Erfahrungen zu ersparen, durch die sie womöglich später selbst Opfer oder Täter werden können.
08000/116016 das ist die Nummer, die jede(r) kennen und verbreiten sollte, der die Gewalt mitten unter uns nicht ignoriert: Denn Gewalt betrifft uns alle.
Das Hilfstelefon arbeitet mit Dolmetscherinnen zusammen, so dass eine telefonische Beratung auch in Türkisch, Polnisch, Russisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Serbokroatisch, Bulgarisch, Rumänisch, Persisch, Vietnamesisch, Mandarin und Arabisch möglich ist. Selbst von Handys ohne Guthaben ist es zu erreichen, und über die Internetseite auch mit einer Gebärdendolmetschung.
Der heutige Gedenktag entstand übrigens im Zusammenhang mit den drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst gefoltert, vergewaltigt und ermordet wurden. Sie arbeiteten im Untergrund als Mitglieder der „Movimiento Revolucionario 14 de Junio“ und beteiligten sich an Aktivitäten gegen den Diktator Trujillo.
1999 erfolgte die offizielle Übernahme des Protesttages durch die Vereinten Nationen. con