„Heimat auf der Haut und im Herzen“
Einbeck – Die jüngst als Gesprächsrunde organisierte Nachlese zum BlaudruckJahr Einbeck 2022 machte Lust auf Zukunft. „Was war für Dich der schönste Moment im BlaudruckJahr?“ Diese zu Beginn gestellte Frage zu beantworten, fiel den Teilnehmern, die sich in der DruckerBande getroffen haben, im Hinblick auf die Fülle der realisierten Aktionen und Angebote nicht gerade leicht. Der Blick fiel auf beeindruckende 365 Tage intensiven Engagements, auf glückliche Gesichter, abwechslungsreiche Aktionen und die vielen Menschen, die das Jahr zu dem gemacht haben, was es war: eine kollektive begeisterte Beschäftigung mit dem Einbecker Kulturerbe Blaudruck. Ein Jahr lang wurde generationsübergreifend bei Einbecker Bürgern und auch Besuchern der Stadt das Bewusstsein dafür geschärft, dass es den Blaudruck als identitätsstiftende Säule der Stadt zu erhalten gilt.
Das spannende an den Einbecker Themenjahren ist vor allem die große Bandbreite der jeweiligen Angebote. Im Blaudruckjahr waren das zum Bespiel wieder viele Workshops für Erwachsene und Schüler aller Altersstufen. Mit erfahrenen und auch ganz jungen Desigenern wurden zum Beispiel Modekollektionen konzipiert und im Rahmen von professionellen Modeschauen präsentiert. Auch wurden mehrere außergewöhnliche Ausstellungen in Schulen und vor allem auch im Wolpeterhaus, der Wiege des Einbecker Blaudrucks, aufgebaut. Schüler entwickelten und kreierten auch neue Druckstöcke aus Linol und übertrugen so ihre eigenen Ideen direkt auf den Stoff. Auch moderne Verfahren wie der 3-D-Druck wurden fürs Blaudrucken genutzt, wodurch das cross-innovation-Potenzial dieses Kunsthandwerks ein weiteres Mal spürbar wurde. Ein wichtiger Mitstreiter des Blaudruckjahres waren zweifelsohne Wilfried Hentschel, einer der letzten aktiven Formstecher Deutschlands. Er hat im vergangenen Jahr ganze Arbeit geleistet und gleich eine ganze Reihe neuer Model in Handarbeit erschaffen. Der Projektleitung des BlaudruckJahres war es sehr wichtig, auch moderne Motive mit dem Bezug zu aktuell gelebten Einbecker Themen in den Modelfundus aufzunehmen. So sind nun Hopfen, Eulen, Fahrräder und auch Fachwerkhäuser als Modeln entstanden, die für derhin in Blaudruck-Kreativworkshops genutzt werden.
Einen spannenden Sprung in die Geschichte des Blaudrucks erlebten viele Besucher bei den Führungen und Ausstelllungen im Wolpeterhaus, in dem die Wittrams im Jahre 1638 ihre Blaudruckerei gründeten. Eine persönliche und emotionale Verbindung zur Gründerzeit der Färberfamilie Wittram und zum Leben in vergangenen Zeiten konnte so vermittelt werden. Die Verbindung zum Blaudruck wird bei der weiteren Entwicklung des WolpeterHauses somit auch im Fokus der Entwickler bleiben. Auch „Einbeck Tourismus“ hat im Rahmen des Blaudruckjahres den Einbecker Blaudruck aufwendig promotet. Es wurden unter anderem Blaudruck-Werbeplakate in ICE-Wagons sowie auch TV-Werbung geschaltet. Auch wurden gleich mehrere einschlägige Arrangements und Konzepte für Besucher der Stadt geschaffen. Mit der Organisation von Einbecks erstem „Instawalk“, der sich natürlich um das Thema Blaudruck gedreht hat, wurde eine spannende Verbindung des historischen Handwerks zum modernen Leben hergestellt.
Prof. Dr. Maria Böhmer (Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission) sagte bei der Verleihung der Auszeichnung des Blaudrucks zum immateriellen Kulturerbe im Jahre 2019, dass die Zukunft dieser Handwerkskunst auch in den Händen junger kreativer Menschen läge, die diese Handwerkskunst immer wieder neu entdecken müssten. Im Blaudruckjahr waren es dann auch viele junge Menschen, die mit Hand und Herz im Rahmen von Workshops im BlaudruckLAB der DruckerBande ihre Freunde am Experimentieren mit dem Blaudruck entdecken konnten. Aus neuen Blaudrucksfans sind Botschafter geworden, die am seit Generationen überlieferten Wissen und Können nachhaltig Interesse entwickelt haben und sich so auch wieder dem in Einbeck seit rund 100 Jahren nicht mehr praktizierten Färben mit Indigo widmen.
Der Blaudruck als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit braucht auch weiterhin viel Aufmerksamkeit. „Unser Blaudruck ist fest in Einbecks Kulturerbe verankert und gehört für Einbeck Marketing auch in Zukunft als Identitätsmerkmal ins Stadtbild und ins Bewusstsein der Bevölkerung. Dafür werden wir uns dauerhaft einsetzen“ so Rebecca Simoneit-Barum, Geschäftsführerin von Einbeck Marketing. „Im Jahr 2023 wird der Einbecker Blaudruck nun volle 385 Jahre alt. Das Blaudruckjahr ist am 31. Dezember 2022 zu Ende gegangen. Die aktive Weiterentwicklung des Blaudrucks durch Künstler und Interessierte geht aber natürlich weiter.“ so Patricia Keil, Initiatorin und Leiterin des Blaudruckjahres. Und in der Tat hat sich im vergangenen Jahr eine neue und somit noch junge Einbecker Blaudruckgemeinde gebildet. Gemeinsam wolle man auch weiterhin mit dem Blaudruck arbeiten, experimentieren, regelmäßig Erfahrungen austauschen und vor allem auch immer wieder neue Menschen auf dieses alte in Einbeck praktizierte Kunsthandwerk aufmerksam machen. So ist in der Runde der Blaudruckfreunde bei der Nachlese des Blaudruckjahres auch die Idee entstanden, einen Einbecker Blaudruck-Stammtisch zu begründen. Willkommen sind hier kreative Menschen, die ihre Ideen für den Erhalt und die Entwicklung des Blaudrucks in offener Runde besprechen mögen. Weitere Termine werden auf der Website www.druckerviertel.de/was-geht veröffentlicht. „Der Trägerverein Konzert- & Kulturfreunde Einbeck e.V. bedankt sich herzlich bei allen Partnern, Unterstützern, Förderer und Botschaftern für die phantastische Teamarbeit bei der Realisierung der vielen Aktionen und Angebote im Blaudruckjahr“, so beendeten Martin und Patricia Keil unsiono erfreut die Nachlese zum Blaudruckjahr 2022.