Harald Schmidt geht zurück zu Sat.1

Berlin - Der “Meister“ kehrt zurück: Der Entertainer Harald Schmidt (53) geht im Herbst 2011 mit seiner Late-Night-Show von der ARD zum Privatsender Sat.1. Alles zum sensationellen Sender-Wechsel.
Harald Schmidt hat es wieder geschafft: Zuletzt oft als TV-müde charakterisiert, setzte er am Montag mit seiner Rückkehr zu Sat.1 einen Paukenschlag. Ab Herbst 2011 moderiert der 53-Jährige dort zweimal wöchentlich die “Harald-Schmidt-Show“, wie der Sender mitteilte. Nach dann knapp sieben Jahren kehrt der Entertainer der ARD den Rücken.
Dort zeigte man sich enttäuscht, bei Sat.1 freut man sich auf die Rückkehr in bessere Zeiten. “Ablösefrei zum Champions-League-Sender - ein Traum! Jetzt will ich auch Kapitän werden!“, ließ sich Schmidt am Montag zitieren. Schmidts Sprecherin und seine Produktionsfirma machten auf dapd-Anfrage keine Angaben zu den Gründen des Wechsels. Die Entscheidung kommt zu einem brisanten Zeitpunkt: Diesen Montag und Dienstag entscheiden die ARD-Intendanten, wie ab Herbst 2011 das Abendprogramm im Ersten gestaltet wird. Schon lange wird über Schmidts Zukunft und Sendeplatz spekuliert, der etwa Anne Will angeboten werden könnte. Schmidt demonstriert nun, dass über sein Schicksal nur einer bestimmt - er selbst.
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Schmidt moderierte die Show bereits zwischen 1995 und 2003 für Sat.1. Für den Sender, der im vergangenen Jahr bereits mit der Verpflichtung von Johannes B. Kerner und Oliver Pocher für Aufsehen sorgte, aber angesichts schlechter Quoten der beiden vermeintlichen Zugpferde schnell belächelt wurde, bedeutet Schmidts Rückkehr eine kleine Sensation. Der Sat.1-Geschäftsführer und Vorstand Fernsehen der ProSiebenSat.1 Media AG, Andreas Bartl, sagte, der “Meister“ kehre zurück. Schmidts Show sei “über Jahre prägend für den Sender“ gewesen, “und daran wollen wir wieder anknüpfen!“ Der Vertrag ist den Angaben zufolge auf zwei Jahre bis Sommer 2013 datiert. Produzent Fred Kogel kündigte an, dass das Konzept der klassischen “Harald-Schmidt-Show“ mit takesaktuellem Stand-up, Studioaktionen, Gästen und Live-Band entsprechen werde. Die Sendung wird um 23.15 Uhr ausgestrahlt.
Helmut Zerlett wieder dabei
Sat.1-Sprecherin Diana Schardt sagte auf dapd-Anfrage, die Sendung werde 60 Minuten lang sein. An welchen Tagen Schmidt auf Sendung gehe, stehe noch nicht fest. Ob Schmidt sein Ensemble vom Ersten mitnehme, sei ebenfalls noch unklar. Mit von der Partie sei aber in jedem Fall Helmut Zerlett mit seiner Band. Comedian Pocher, der freitags seine Late-Night auf Sat.1 moderiert, soll nicht um seinen Sendeplatz fürchten müssen. Pocher gab im vergangenen Herbst sein Debüt bei Sat.1, nachdem er eineinhalb Jahre an der Seite von Schmidt aufgetreten war. Schmidt hatte ihn ins Erste geholt, doch schnell kühlte sich das Verhältnis der beiden Protagonisten ab.
Im April 2009 endete die gemeinsame Zeit mit Pochers Wechsel zu Sat.1. Schmidt riet zum Abschied, Pocher müsse als Produzent seiner Sendung Überbrückungskredite aufnehmen, um die Kosten auch dann zahlen zu können, wenn Sat.1 noch nicht überwiesen habe. An der Liquidität des seit Jahren durch Kürzungen und Eigentümerwechsel gebeutelten Senders kann es in Schmidts Lager nun wenig Zweifel gegeben haben. Sein Produzent, Geschäftspartner und Freund Kogel sprach von einer “zügigen Einigung“, die das gegenseitige Vertrauen belege.
Schmidt hatte Ende 2003 eine Kreativpause angekündigt, nachdem der damalige Sat.1-Geschäftsführer Martin Hoffmann entlassen wurde, mit dem Schmidt befreundet ist. Nach der Schaffenspause war er im Dezember 2004 im Ersten auf den Bildschirm zurückgekehrt. “Es war geplant, über eine Fortsetzung in den nächsten Wochen zu sprechen“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Schmidts Entschluss sei bedauerlich. Man habe sich “gut vorstellen können“, die Zusammenarbeit im Ersten fortzusetzen. Dort sorgte Schmidt zuletzt durch ein junges Ensemble für eine Auffrischung.
Erst am vergangenen Freitag wurde die Verpflichtung des “Switch reloaded“-Schauspielers Max Giermann als Parodist für die am Donnerstag (16. September, 23.00 Uhr) beginnende Staffel der Sendung bekanntgegeben. Ein Quotengarant war “Harald Schmidt“ im Ersten indes nie: In diesem Jahr schalteten bislang durchschnittlich 1,18 Millionen Zuschauer ein und brachten dem Ersten einen Marktanteil von 7,7 Prozent.
Von Torsten Landsberg