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Siezen oder duzen? So wissen Sie immer, wie Sie Ihr gegenüber ansprechen

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Wenn Generationen aufeinandertreffen, ist die Frage nicht ganz einfach zu beantworten - oder?
Wenn Generationen aufeinandertreffen, ist die Frage nicht ganz einfach zu beantworten - oder? © fkn

Siezen oder duzen? Eine Analyse der Webseiten und Social-Media-Kanäle aller 30 Dax-Konzerne hat ergeben: Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten.

Eine Analyse aller 30 Karriere-Webseiten sowie Karriere-Social-Media-Kanäle der Dax-Konzerne beweist die große Unsicherheit: Wird gesiezt? Wird geduzt? Viele können sich nicht so recht entscheiden.

Unsicherheit bei der Bewerberansprache

"Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Kanal hier wichtiger ist als der Mensch. Denn Lufthansa, VW oder Deutsche Telekom etwa siezen auf ihrer Webseite Schüler, duzen aber auf ihren Social-Media-Kanälen wie Facebook, Twitter oder Instagram Berufserfahrene. Eines von vielen Beispielen, das zeigt, wie wenig die Ansprache online mit dem realen Leben zu tun hat", erklärt Murtaza Akbar, Leiter des Unternehmens "Wortwahl" und Dozent im Studiengang Onlinekommunikation an der Hochschule Darmstadt. Und dann gibt es noch sechs Dax-Konzerne, die die gleiche Zielgruppe auf einem Kanal sowohl siezen als auch duzen.

"Gewinnen Sie einen Eindruck – mit einem Schülerpraktikum bei Volkswagen", schreibt der Dax-Konzern VW auf seiner Webseite und siezt damit Schüler. Auf seinem Facebook-Kanal schreibt VW dagegen: "Du bist ein echtes Verkaufstalent? Dann bewirb Dich als Key Account Manager/in International bei Volkswagen."

Schüler siezen – und Berufserfahrene duzen?

"Das ist kein Einzelfall, sondern kommt bei vielen Dax-Konzernen vor. Es zeigt, dass der Kanal den Konzernen wichtiger ist als die Menschen, sonst würden sie besser bei der Ansprache unterscheiden und nicht alle über einen Kamm scheren", so Akbar, der mit seinem Wortwahl-Team die Karrierebereiche der Webseiten aller Dax-Konzerne sowie deren Social-Media-Kanäle Facebook, Twitter und Instagram hinsichtlich der Bewerberansprache im Zeitraum Mai 2017 bis März 2018 ausführlich untersucht hat.

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Allianz siezt alle auf seiner Webseite – und duzt alle auf Social Media

Die Studie untersucht die Ansprache aller Dax-Konzerne bei fünf verschiedenen Zielgruppen: Schüler, Auszubildende, Studierende, Berufseinsteiger und Berufserfahrene.

"Das Alter der angesprochenen Bewerber reicht dabei von 15 Jahren bis zu den Über-50-Jährigen. Da liegt es doch auf der Hand, die Menschen unterschiedlich anzusprechen", betont Akbar, und nennt ein einfaches Beispiel aus dem Alltag. "Ein Imbiss in Frankfurt duzt ganz generell seine Kunden. Als ich in der Schlange stand und vor mir eine ältere Dame mit grauem Haar, war ich gespannt, wie die Imbissmitarbeiter reagieren würden. Sie haben die Dame dann gesiezt. Das war für alle angemessen und sichtbar angenehm. Online ist eine solche Unterscheidung schwieriger, aber natürlich gibt es hierfür auch Lösungen." 

Der Versicherungskonzern mache es sich sehr einfach: Er siezt alle Zielgruppen auf seiner Webseite und duzt alle Bewerber auf seinen Social-Media-Kanälen, egal wie alt.

Unsicher: Deutsche Börse, Deutsche Post, E.ON, Infineon und Lufthansa

Bei sechs Dax-Konzernen wird die Unsicherheit besonders deutlich, weil sie auf ein und demselben Kanal unterschiedliche Ansprachen für die gleiche Zielgruppe nutzen: Die Deutsche Börse und E.ON. duzen und siezen jeweils auf Facebook Studierende, Infineon duzt und siezt Studierende auf Twitter, Deutsche Post siezt und duzt Berufseinsteiger auf Facebook, Vonovia duzt und siezt Berufserfahrene auf Facebook und Lufthansa duzt und siezt auf Twitter sowohl Berufseinsteiger als auch Berufserfahrene.

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Glaubwürdige Ansprache verschafft Wettbewerbsvorteile

"Unternehmen stehen in der Kommunikation vor großen Herausforderungen. Sie müssen den Spagat zwischen Online-, Social-Media-, internationaler und deutscher Kommunikation schaffen sowie eine individuelle, echte Bewerberansprache herausarbeiten und den Blick auf das 'Gender'-Thema nicht außer Acht lassen", erläutert Akbar, der eine pauschale Strategie ablehnt. Jedes Unternehmen sei anders, einzigartig.

Akbar sieht diese Herausforderung und die sozialen Medien positiv: "Sich mit der Ansprache von Bewerbern und Kunden auf den einzelnen Kommunikationskanälen auseinanderzusetzen, ist anstrengend, kann aber deutliche Wettbewerbsvorteile bringen. Denn Glaubwürdigkeit ist zu Recht ein wichtiger Wert für Menschen – aller Altersgruppen."

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sca

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