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Regeln für Lehrerinnen: Über diese Liste lacht sich das Netz schlapp

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Von: Andrea Stettner

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Im Internet kursiert ein altes Regelwerk für Lehrerinnen aus dem Jahr 1915. Die kuriosen Vorschriften finden viele zum Schreien komisch - doch sind sie wirklich echt?

Lehrerinnen sollen "mindestens zwei Unterröcke tragen", keine Zigaretten rauchen und ab acht Uhr abends nicht mehr aus dem Haus. Sie dürfen "keinen Umgang mit Männern pflegen" oder sich gar "verheiraten". Diese kuriosen Regeln sollen im Jahr 1915 für Lehrerinnen der Stadt Zürich gegolten haben und sorgen schon seit Jahren für Heiterkeit im Netz. Erst kürzlich tauchte die Liste mit den zwölf Regeln wieder bei Facebook auf. Doch viele fragen sich nach wie vor: Ist die Liste wirklich echt? 

Diese zwölf Regeln sollen 1915 für Lehrerinnen gegolten haben:

Auf der Abschrift des Regelwerks ist Folgendes zu lesen:

Einige der Regeln klingen durchaus glaubhaft, andere mehr als fragwürdig, wie auch die Facebook-Nutzer feststellen. "Das Wort 'Eisdiele' kennt man in der Schweiz nicht. Da sagt man 'Café' dazu", meint eine Nutzerin. "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es vor 100 Jahren anders war." Zudem sei der Stil ihrer Meinung nach sehr modern gehalten, "man hätte sowas vor 100 Jahren sicher ausführlicher und 'blumiger' geschrieben.

Auch ein anderer Nutzer ist der Überzeugung, dass hier etwas nicht stimmt: "Es ist völlig klar: Der Text ist in dieser Form ein Fake. Nicht nur, dass das Wort 'Eisdiele' in der Schweiz völlig unüblich ist, der Begriff taucht auch in Deutschland erst viel später auf: Im Kernkorpus des DWDS (Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache) ist es erstmals 1952 belegt."

Andere berichten, dass es damals sehr wohl solche Regeln gab. Doch was stimmt nun? 

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Sind diese Regeln für Lehrerinnen tatsächlich echt? 

Tatsächlich ist es schwer herauszufinden, ob diese Regeln im Jahr 1915 tatsächlich für Züricher Lehrerinnen gegolten haben. Der Leiter des Zentrum für Schulgeschichte der Pädagogischen Hochschule Zürich, Andreas Hoffmann-Ocon, kennt diesen Vertrag jedenfalls nicht, wie er gegenüber Spiegel Online berichtet. 

Dennoch seien seiner Meinung nach solche Regelungen für die damalige Zeit durchaus denkbar gewesen, schließlich herrschte zur Zeit des Ersten Weltkriegs in der Schweiz  "akuter Männermangel". Die männliche Bevölkerung wurde eingezogen, um die Landesgrenzen zu schützen. Deshalb drängten viele Frauen in den Lehrberuf. 

"Die Konkurrenz war groß und die Schulbehörden konnten es sich leisten, schärfere Bedingungen zu diktieren", so der Historiker. Die damalige Angst vor dem Sittenverfall sei zudem allgegenwärtig gewesen. Belegt sei zumindest eine Regel, die damals auch für männliche Kollegen galt: Sie sollten sich nicht "vor Bahnhöfen und in Wirtshäusern" herumtreiben - aus moralischen Gründen. Wäre es da nicht denkbar, dass sich Frauen nicht in Eisdielen aufhalten dürfen?

Mag sein, doch wahrscheinlicher ist, dass der Ursprung speziell dieses viralen Regelwerks nicht in der Schweiz liegt. Die Facebook-Seite Vinzentinum fand nämlich heraus, dass genau diese Regeln auch im englischsprachigen Raum kursieren, wie die Webseite der "National Library of New Zealand" belegt. Dort sollen viele Schulen die Urheberschaft der Regeln für sich beanspruchen.

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Von Andrea Stettner

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