Frau verdient nach Wochenendkurs das Dreifache als nach dreijähriger Ausbildung

Eine Frau hat drei Jahre Ausbildung hinter sich und acht Jahre Berufserfahrung in ihrem Bereich - doch nach einem Wochenendkurs verdient sie nun wesentlich mehr.
Eine Ausbildung dauert normalerweise drei Jahre. So auch die zum Physiotherapeuten oder zur Physiotherapeutin. Auch eine junge Frau entschloss sich dazu, den Beruf zu erlernen. Nach acht Jahren Berufserfahrung stellte sie jedoch fest, dass sich ein anderer beruflichen Weg weit mehr lohnt.
"Arbeit am Fließband"
Die junge Frau, die anonym bleiben möchte, schildert in einem Artikel auf dem Newsportal Zeit, wie sie ihr berufliches Leben neu in die Hand nahm. Der Leidensdruck sei groß gewesen: Als Physiotherapeutin in Teilzeit habe sie nach acht Jahren Berufserfahrung rund 1.150 Euro im Monat verdient, also 14,50 Euro pro Stunde. Die Arbeitsbedingungen seien schlecht gewesen.
"Ich renne von Kabine zu Kabine, in denen ich meine Patienten behandele", schreibt die Frau. "Oft habe ich nur 20 Minuten Zeit pro Patient. Und nach der Behandlung bleibt mir kaum ein Moment, um kurz mal durchzuatmen und mich auf den nächsten Patienten einzustellen. Das fühlt sich an wie Arbeit am Fließband. Wie soll ich da jedem einzelnen Patienten gerecht werden?"
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Die Patienten hätten ihr schwer zugesetzt, sie als bessere Masseurin angesehen, die von ihr vorgeschlagenen Übungen abgelehnt und sie nicht ernst genommen. Ihrer Meinung nach liege das daran, dass eine Ausbildung in Deutschland einfach weniger wert sei als ein Studium. Das einzige, was der Frau geholfen habe, den Druck auszuhalten, seien ihr Team und ihre Kollegen gewesen, die sie aufbauten.
Dreifaches Gehalt nach Wochenendkurs zur Fitnesstrainerin
Als sie es nicht mehr aushielt, habe sie sich nach Alternativen umgeschaut. Sie sei schon immer fitnessbegeistert gewesen, also schrieb sie sich für einen Wochenendkurs ein, der ihr ein Zertifikat einbrachte, mit dem sie im Studio Fitnesskurse geben durfte. Der Kurs kostete 300 Euro.
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Nun gebe die Frau neben ihrem Teilzeitjob als Physiotherapeutin auch Fitnesskurse, die jeweils 50 Minuten dauern. Sie verdiene pro Kurs 37,50 Euro - fast das Dreifache verglichen mit ihrem Job, in dem sie seit acht Jahren arbeitet. Die Frau prangert die Umstände an: "Und es ärgert mich natürlich trotzdem, dass ich eine dreijährige harte Ausbildung absolviert habe und nun in einem Job das Dreifache verdiene, für den ich bloß einen Wochenendkurs belegen musste."
Gemeinsam mit anderen habe sie bereits Berichte über die schlechten Arbeitsbedingungen im physiotherapeutischen Bereich beim Gesundheitsministerium eingereicht. Bisher habe sich aber nichts geändert.
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sca