Finanzielle Abhängigkeit: 30 Prozent der Frauen verlassen sich in Geldangelegenheiten auf andere
Eine europaweite Umfrage zeigt: Drei von zehn Frauen in Deutschland sind in finanziellen Dingen immer noch abhängig. Woran liegt das – und lässt sich das ändern?
Ihr Leben mit dem eigenen Geld finanzieren – dies ein Wunsch der meisten Frauen in Deutschland. Eine Realität ist es jedoch für weniger, wie eine Studie jetzt deutlich machte. Drei von zehn Frauen in Deutschland sind abhängig von anderen, sei es der Partner, der Familie oder den Ämtern. Im europäischen Ausland sieht es etwas besser aus: So fühlen sich knapp 80 Prozent der Frauen in Portugal, Rumänien und Frankreich finanziell unabhängig.

Studie zeigt Gründe für finanzielle Abhängigkeit der Frauen
30 Prozent der deutschen Bürgerinnen sind beim Thema Geld nicht unabhängig. Den Hauptgrund darin sieht jede zweite von ihnen in einem zu geringen Einkommen. Ein Viertel verfügt nicht mal über ein Einkommen und ist somit auf die Unterstützung durch andere angewiesen. Das zeigt die Womenomics-Studie von Mastercard, in der 12.000 Frauen aus zwölf europäischen Ländern befragt wurden. Und nicht nur das: Laut Studie können sich ganze 82 Prozent der Befragten nicht vorstellen, dass sich ihre Situation in den nächsten Jahren bessern wird.
Eine Erklärung könnte die sogenannte Gender-Pay-Gap sein. Zwar hat sich die Situation in den letzten Jahre ein wenig verbessert, aber noch immer verdienen Frauen durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Das wirkt sich auf die spätere Rente aus, genau wie auf die Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge. Diese Bedingungen sorgen mit dafür, dass Frauen auch im Alter von anderen Menschen abhängig bleiben. Die Gender-Pay-Gap wird europaweit als einer der Hauptgründe genannt (57 Prozent), in Deutschland aber am meisten (72 Prozent).
Frauen werden für ihre Arbeit oft nicht bezahlt
Die Studie zeigt außerdem, dass es noch weitere Gründe für das geringere oder gar nicht vorhandene Einkommen von Frauen gibt. Zum einen sind etwa 70 Prozent in unbezahlter Care- oder Fürsorgearbeit beschäftigt, die den Umfang von Erwerbsarbeit und das damit einhergehende Gehalt reduzieren. Zum anderen geben zahlreiche Frauen ihren eigenen Beruf oder die Karriere auf, um sich um Kinder und Haushalt zu kümmern (45 Prozent). Alles in allem eine sehr beunruhigende Entwicklung, findet auch der Country Manager für Deutschland bei Mastercard, Dr. Peter Robejsek. In der Studienauswertung sagte er: „Wir beobachten bei Frauen ein höheres Risiko für finanzielle Engpässe und Altersarmut. Das muss sich ändern.“
Unsicherheit bei Frauen: Fehlendes Wissen im Finanzumfeld
Ja, es muss sich etwas ändern. Aber wie und was? Einen wichtigen Ansatz kann hier das Thema Finanzwissen bieten. Nur jede vierte Frau gab im Fragebogen an, sich in Sachen Geld und Finanzen gut informiert zu fühlen. Außerdem ist dort eine Alterskluft zu erkennen: Gerade einmal 16 Prozent der 16- bis 29-Jährigen markierten diese Option. Genau aus dem Grund sollte es auch Finanzbildung in der Schule unterrichtet werden, meint Dr. Peter Robejsek. Hoffnungsschimmer hier sind aber auch die aktuellen Möglichkeiten in Form von Finanz-Tools als Apps. Sie helfen dabei, leichter einen Überblick über Ausgaben und Einnahmen zu bekommen und sogar das Handeln mit ETFs wird so einfach möglich.
Was tun, um unabhängiger zu werden?
Der wohl wichtigste Punkt, damit Frauen nicht mehr von anderen Menschen, wie etwa ihren Ehemännern abhängig sind, ist wohl dieser: Unabhängig werden zu wollen! Oft ist es zugegeben einfach sehr bequem, andere für sich machen zu lassen – fällt diese Person jedoch weg, sind Probleme vorprogrammiert. Hilfestellung zur Unabhängigkeit kann die folgende Liste bieten:
- Verantwortung übernehmen: Hier gibt es keine Alternative. Machen Sie sich bewusst: Entweder Sie kümmern sich um Ihr Geld, oder jemand anderes macht es für Sie. Und es ist wichtig zu wissen, woher das Geld kommt, wo es hingeht und warum einige Dinge abgezogen werden, andere nicht.
- Überblick erlangen: Wie viel Geld verdienen Sie? Wo geht es hin? Hier hilft eine Aufstellung über Einnahmen und Ausgaben.
- Kontos aufteilen: Ein gemeinsames Konto ist bequem, birgt aber auch die Gefahr, dass nur einer den großen Überblick hat. Gerade in Partnerschaften kann also ein drei-Konto-Modell sinnvoll sein. Jeder bekommt sein eigenes Konto, für seine eigenen Einnahmen. Zudem gibt es ein gemeinsames Konto, auf das regelmäßig eingezahlt wird, und von dem gemeinsame Kosten abgehen, wie zum Beispiel Miete, Einkäufe, Urlaube o.ä.
- Gerechte Aufteilung: Bei den gemeinsamen Kosten sollte es auch immer fair zugehen. Eine Aufteilung 50:50 bei der Miete ist etwa nur dann in Ordnung, wenn beide Parteien gleich viel verdienen. Die Höhe Ihrer Kosten sollte prozentual aufgeteilt werden. Ein Beispiel: Sie verdienen 3.000 Euro, Ihr Ehemann 5.000 Euro. Sie haben also ein Haushaltseinkommen von 8.000 Euro. Ihr Beitrag macht aber nur 37,5 Prozent aus, Sie sollten deshalb auch nur diesen Anteil an den gemeinsamen Kosten übernehmen.
- Ehevertrag schließen: Noch unromantischer könnte dieser Punkt wohl kaum sein. Aber seit 2008 ist es nicht mehr nötig, dem Unterhaltsempfänger denselben Lebensstandard zu garantieren, wie zu Ehezeiten (bei längeren Ehen). Besser ist es also, den Unterhalt im Voraus festzulegen und im Vertrag zu hinterlegen. Der kann übrigens auch noch während der Ehe geschlossen werden und auch für Unverheiratete gibt es Möglichkeiten.
- Sparen Sie: Wenn noch nicht geschehen, sollten Sie jetzt anfangen zu sparen. Sie könnten zum Beispiel ein Tagesgeldkonto eröffnen, das bessere Zinskonditionen als ein Sparbuch bietet. Erstellen Sie dann einen Dauerauftrag mit etwa zehn Prozent Ihres Einkommens, der monatlich auf dieses Konto geht: Ihr Notgroschen.
- Investition: Auch das Investieren, oder das Beschäftigen mit dem Thema, ist ein wichtiger Punkt. Zinsen allein reichen in der heutigen Zeit nicht mehr aus, um das eigene Vermögen zu steigern. Wesentlich besser sind hier Aktien oder ETFs geeignet.
- Austausch: Mindestens ebenso wichtig wie alle schon genannten Punkte, ist der Austausch mit anderen Frauen. Folgen Sie Influencerinnen auf Youtube, TikTok oder Instagram, suchen Sie nach entsprechenden Facebook-Gruppen (z.B. der von Madame Moneypenny). So merken Sie, dass Sie nicht alleine sind und können sich mit anderen Frauen, die Ihre Position und Ihre Ängste verstehen, austauschen.